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Geboren wurde Gernot Wolfgruber 1944 in Gmünd als Sohn einer Kriegswitwe. Am Sonntag wird er 65.

Foto: APA / JUNG UND JUNG

Wien - Mit fünf Romanen, die zwischen 1975 und 1985 erschienenen sind, hat sich der Autor Gernot Wolfgruber einen Rang als markantester Vertreter eines neuen Realismus in der österreichischen Literatur erschrieben. Seine Bücher, die zum Teil über Verfilmungen ein breites Publikum erreichten, erzählen von gescheiterten Versuchen aus vorgezeichneten Lebensumständen auszubrechen. Im Frühjahr meldete sich der Autor, der am Sonntag (20.12.) seinen 65. Geburtstag feiert, mit der Neuauflage seines ersten Romans "Auf freiem Fuß" zurück. Auf Neues wird man allerdings noch weiterhin warten müssen.

Geboren wurde Wolfgruber 1944 in Gmünd als Sohn einer Kriegswitwe. Seine Biografie liest sich teilweise wie der Lebensweg einer seiner Romanfiguren: Hauptschule, abgebrochene Lehre, Hilfsarbeit, alles in allem das Beispiel eines missglückten sozialen Aufstiegs eines Menschen aus benachteiligter Schicht. Dennoch verschaffte sich Wolfgruber mit der Externistenmatura Zugang zu einem Publizistik- und Politikwissenschaftsstudium und machte so den Sprung in die Bildungswelt und schließlich in die Literatur. 1975 debütierte er mit dem Erstling "Auf freiem Fuß", der Geschichte einer aussichtslosen Jugend in der österreichischen Provinz der Nachkriegszeit. Übertroffen wurde der spontane Erfolg dieser Geschichte um hilflose Ausbruchsversuche und kriminelle Stigmatisierung von den "Entwicklungsromanen" "Herrenjahre" (1976) und "Niemandsland" (1978).

"Trilogie mit wechselnden Helden"

Wolfgrubers erste drei Romane bilden eine Art "Trilogie mit wechselnden Helden", wie der Germanist Wendelin Schmidt-Dengler einmal in einer Würdigung schrieb. Der Autor erwarb sich damit den Ruf eines Exponenten der Anti-Heimatliteratur und der autobiografischen Bekenntnisromane der 70er Jahre. Parallel verfasste Wolfgruber in diesen Jahren auch Drehbücher - "Der Einstand" (1977, verfilmt von Reinhard Schwabenitzky), "Der Jagdgast" (1978, verfilmt von Fritz Lehner), "Das Vorbild" (1980) - und, zusammen mit Helmut Zenker, Hörspiele - "Der Vertreter" (1975), "Mutter, Vater, Kind" und "Wiener Schnitzel oder High Noon" (beide 1976). "Niemandsland" wurde 1981 von Dieter Berner verfilmt, "Herrenjahre" 1983 von Axel Corti.

1981 erschien der Großstadt-Milieuroman "Verlauf eines Sommers", die Darstellung der Folgen von missglückter Erziehung in kleinbürgerlicher Enge. Vier Jahre später setzte sich Wolfgruber in "Die Nähe der Sonne" noch einmal mit der Unmöglichkeit sinnvoller Lebensgestaltung in enger Gesellschaftsordnung und drückenden psychischen Konflikten auseinander. Wolfgrubers Romane zeigen die andere Seite der goldenen Kreisky-Ära, "das prekäre Ineinander kollektiver und individueller Befangenheiten", wie Schmidt-Dengler schrieb, für den die Bücher "zum Besten und Wichtigsten, was in diesem Genre in Österreich nach 1945 hervorgebracht wurde", gehörten.

Der von Jung und Jung wieder aufgelegte Erstling schoss an die Spitze der ORF-Bestenliste, und Wolfgruber eröffnete heuer mit einer Lesung daraus im Sommer das Literaturfest O-Töne im Museumsquartier. Auf den lange angekündigten neuen Roman - aus dem Auszüge Ende der 90er Jahre in Literaturzeitschriften zu lesen waren - müssen die Fans allerdings laut Verlag weiterhin warten. (APA)