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Griechisch-orhodoxe bei Gedenkzeremonie am Grab des früheren Präsidenten Papadopoulos, dessen Leichnam am Freitag unter mysteriösen Umständen aus dem Grab verschwunden war.

Foto: Reuters/Andreas Manolis

Nikosia - Rund 200 Familienangehörige, Freunde und frühere Mitarbeiter haben am Samstag an einer Gedenkveranstaltung für den vor einem Jahr verstorbenen früheren zypriotischen Präsidenten Tassos Papadopoulos teilgenommen, dessen Leichnam am Vortag unter mysteriösen Umständen gestohlen wurde. Die Polizei fahndete auf der Insel nach den Grabschändern, deren Motiv völlig unklar war. Die Familie des Staatsmanns verurteilte die Tat in einer Stellungnahme auf das Schärfste. Auch Präsident Demetris Christofias, der Papadopoulos bei der Wahl im März vergangenen Jahres geschlagen hatte, zeigte sich entsetzt. Papadopoulos erlag am 12. Dezember 2008 im Alter von 74 Jahren einem Lungenkrebsleiden.

Papadopoulos war von 2003 bis 2008 Präsident und maßgeblich dafür verantwortlich, dass die griechischen Zyprioten einen UNO-Vorschlag für eine Wiedervereinigung der seit der türkischen Invasion im Sommer 1974 geteilten Insel ablehnten. Begründet wurde die Ablehnung damit, dass der Plan dem Großteil der nach dem türkischen Einmarsch aus dem Norden Vertriebenen bzw. deren Nachkommen die Rückkehr in ihre Heimatorte verwehrte, zugleich aber vorsah, dass ein beträchtlicher Teil der von der Türkei angesiedelten Festlandtürken und der türkischen Truppen auf der Insel bleiben kann. Die türkischen Zyprioten hatten den Plan in einem Referendum gutgeheißen.

Zypern wurde 2004 Mitglied der Europäischen Union, doch findet das EU-Regelwerk in dem von türkischen Truppen besetzten Nordteil der Insel, der nur von Ankara anerkannten "Türkischen Republik Nordzypern" (KKTC), keine Anwendung. Papadopoulos, Zyperns fünfter Präsident seit der Unabhängigkeit 1960, hatte die Mittelmeerrepublik in die Europäische Union und am 1. Jänner 2008 auch in die Euro-Zone geführt.

Der 1934 geborene und in London ausgebildete Jurist war stets als "Hardliner" aufgetreten, der sich strikt weigerte, äußerem Druck nachzugeben. Während des Unabhängigkeitskampfes gegen die britische Kolonialmacht war Papadopoulos in der nationalistischen Untergrundorganisation EOKA aktiv. Er gehörte dem Komitee an, das 1959 die Verfassung für den neuen binationalen Staat ausarbeitete und war der jüngste Minister in der ersten Regierung unter Präsident Erzbischof Makarios III. Er leitete bis 1970 verschiedene Ressorts und stand insbesondere dem Innen- und dem Arbeitsministerium vor. Bei der Präsidentenwahl 2003 besiegte er überraschend den konservativen Präsidenten Glafcos Clerides. Verheiratet war Papadopoulos mit der Erbin des Industrieimperiums Leventis, mit der er vier Kinder hatte. (APA/AP)