Kippenberger-Objekt.

Foto: Dorotheum

Martin Kippenbergers Welt, skizzierte Autor Burkhard Riemschneider, hätte sich mit fabelhafter Leichtigkeit und Geschwindigkeit im permanenten, erzählfreudigen Dialog des Künstlers mit der Kunst und ihrer Geschichte gedreht. Dem Tafelbild hätte er in zwei Jahrzehnten überraschende Perspektiven abringen und dem Skulpturalen zeitlose Neuerungen hinzufügen können. Mit seinem charakteristischen Humor akzeptierte Kippenberger den Kunstmarkt als Modell der Wirklichkeit und offerierte mit seinen provokanten und ironisch-absurden Installationen und Bildern neue Blickwinkel.

Eine Auffassung, die dem Bad Boy posthum auch den Eintritt in den Olymp ebnete: Nach Einzelausstellungen in Deutschland, einer ersten Retrospektive, 2006 in der Tate Modern, startete Kippenberger auch in den USA durch. Zuerst in Los Angeles, wo er 1989/90 für ein Jahr lebte und mit Mike Kelley oder Richard Prince Kontakte pflegte. Vom dortigen Museum of Contemporary Art übernahm das New Yorker Museum of Modern Art im Frühjahr 2009 die Retrospektive The Problem Perspective.

Während die Anerkennung seiner Heimat weitgehend ausblieb, hatte ihn die New York Times in seinem Nachruf als wichtigsten deutschen Nachkriegskünstler seit Joseph Beuys bezeichnet. Ein Umstand, der sich der Entwicklung seines Œuvres auf dem Kunstmarkt spiegelt. Mit 38 Prozent des Angebotes schafft Deutschland nur spärliche neun Prozent des weltweit eingespielten Auktionsumsatzes. Ungleich höher sind diese Anteile in Großbritannien und den USA wo mit 25 bzw. 24 Prozent immerhin 39 bzw. 48 Prozent an Umsatz eingefahren werden.

Angesichts der seit Anfang diesen Jahres in London und New York erzielten Spitzenzuschläge wird 2009 nach 2006 (4,66 Mio Euro) als jenes mit der stärksten Kippenberger-Nachfrage in die Chronik eingehen. Der Zeitpunkt, einen veritablen Wanderpokal endlich an den Sammler zu bringen, ist insofern kein schlechter: Seit 2002 versucht ein amerikanischer Privatsammler die Installation Rucksackpeter grüßt Pferdeschwanzpeter (3/3) zu verkaufen. Nach Christie's (2002), Phillips de Pury (2006) zog das Dorotheum dieses Los. Im Herbst 2008 blieb sie unverkauft, mitsamt reduzierter Taxe (11.000-15.000 Euro) dreht sie nun am 17. Dezember im Dorotheum eine nächste Runde. (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 12./13.12.2009)