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Das neue Implantat verhilft Patienten, die nach der Grauen Star-Operation unter optischen Störungen leiden zu besserer Sicht.

Foto: APA/Peter Förster

Grauer Star ist eine Augenerkrankung, die langsam und schmerzlos zum Sehverlust führt. Meist trifft es ältere Menschen. Dabei trübt sich die Augenlinse ein - ein Vorgang, der nicht aufzuhalten ist, aber durch eine Operation behoben werden kann. Die trübe Linse wird durch eine Kunststofflinse, die im Kapselsack fixiert wird, ersetzt - eine Operation, die in Österreich zirka 70.000-mal pro Jahr durchgeführt wird. Das Resultat: klare Sicht, oftmals besser als jemals zuvor, weil bei der Operation auch Fehlsichtigkeiten korrigiert werden können.

Doch es gibt Patienten, die nach der Grauen-Star-Operation weiterhin eine Brille brauchen und unter optischen Störungen leiden. "Wir haben eine Linse entwickelt, die als Implantat zusätzlich auf die Kunstlinse draufgesetzt wird, um damit Fehlsichtigkeit (Weit- und Kurzsichtigkeit, Astigmatismus, Alterssichtigkeit) zu korrigieren", erklärt Augenarzt Michael Amon, Primarius am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien. Sulcoflex-Linse heißt das von ihm entwickelte Produkt aus einem hydrophilen Acryl, das auf die Kunststofflinse gesetzt wird. Der Name stammt von "Sulcus cilaris", jenem anatomischen Bereich unter der Iris und vor der Linsenkapsel, in dem sich das Implantat dann befindet. Amons Erfahrungen mit dem Huckepack-Prinzip der beiden Linsen sind gut, in den letzten zweieinhalb Jahren hat er sie an 34 Erwachsenen erprobt, weltweit wurden Sulcoflex-Linsen hunderte Male eingesetzt.

Katarakt bei Kindern

"Nach einem zweijährigen Beobachtungszeitraum können wir sagen, dass sich das Prinzip bewährt", stellt Amon fest. Seit kurzem hat er die Sulcoflex-Linse einem zweijährigen Kind implantiert. Grauer Star ist bei Kindern zwar relativ selten und oft genetisch bedingt, allerdings eine augenärztliche Herausforderung, weil das Augenwachstum bei der Behandlung des Grauen Stars und der Katarakt-Operation miteinkalkuliert werden müssen. "Die Sulcoflex-Linse, die auf der Kunstlinse liegt, ist günstig, weil man sie ähnlich einer Kontaktlinse kontinuierlich auswechseln und damit das Augenwachstum des Kindes besser begleiten kann", erklärt Amon. Die Operation, die im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder erstmals durchgeführt wurde, ist eine Weltneuheit. Durch ein spezielles Augentraining muss die Sehkraft des Kindes allerdings zusätzlich geschult werden.

"Für erwachsene Katarakt-Patienten ist die Sulcoflex-Linse eine Variante, Fehlsichtigkeit zu korrigieren, "allerdings sind grobe Probleme nach Katarakt-Operationen nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme", sagt Pia Vecsei-Marlovits, Primaria der Augenabteilung im Krankenhaus Hietzing. Für alle, die nach einer Grauen-Star-Operation Probleme haben, sei die Sulcoflex-Technik von Amon aber eine Option. (Karin Pollack, DER STANDARD Printausgabe, 14.12.2009)