Jetzt schon irgendwie schade, dass der Architekt des Luftschlosses "Reiches Kärnten" nicht mehr unter den Lebenden weilt, um ihnen unter dem Beifall seiner Dörfler zu erläutern, von welcher Blindheit, von wie viel Neid auf sein Genie sie geschlagen sein müssen, um seine Lebensleistung nicht zu würdigen, sondern ihm im Gegenteil die schäbigen Zweifel einer volksfernen Politikerkaste entgegenzuschleudern. Nie zuvor hätte Kärnten ihn dringender gebraucht als in einer Zeit, in der seine Nachfolger in ihrer behördlich bestätigten Unbedarftheit beinahe schon geneigt sind, leichenschänderisch an seinem Image zu kratzen und doch einen Teil der Verantwortung für den Nachlass zu übernehmen. Wenn auch nur deshalb, weil es nicht anders geht, und auch dann nur einen so kleinen Teil wie möglich. Weil doch das reiche Kärnten lei so a oarms Landl is, da hört sich die Verantwortung eben auf.

Bemüht haben sie sich ja. Mit Jörg Haider habe das Hypo-Debakel überhaupt nichts zu tun, warf sich der Finanzreferent des Landes neulich noch einmal dem toten Helden zu Füßen, und die Mitbewohner des gockelberaubten Hühnerstalls vollzogen die Übung teils offen, teils im Geiste mit. Die organisierte Idolatrie nach dem wenig rühmlichen Abgang hätte ihren Zweck länger erfüllen sollen. Sie nach dem Bekanntwerden höchst unrühmlicher Tatbestände weiter am Köcheln zu halten dürfte nur schwer möglich sein. Denn wenn es nicht Jörg Haider war, der Kärnten vom angeblich reichen zum höchstverschuldeten Bundesland gemacht hat, dann müssten sie selber die alleinige Verantwortung für eine Finanzpolitik des Ausverkaufs und eine Sozialpolitik der gnädigen Landesfürstenhand übernehmen, wozu sie nicht einmal imstande wären, wenn sie es wollten.

Noch vor fünf Jahren war jede Kärntnerin, jeder Kärntner mit 179 Euro verschuldet. Seither ist die Pro-Kopf-Verschuldung auf 2254 Euro angewachsen. Wenn das nichts mit der Arbeit der Regierenden zu tun hat, lässt sich ein solcher Zuwachs an Reichtum nur noch mit dem dunklen Wirken der amerikanischen Ostküste erklären. Mit Kärntner Politik à la Haider kann es nichts zu tun haben, denn sein Nachfolger will sie fortsetzen. Nach Billigbenzin und dem Müttergeld will er - wohin mit dem Reichtum? - alle Sechzehn- bis Achtzehnjährigen mit einem Tausender belohnen, wenn sie den Führerschein machen oder an eine Wohnung auch nur denken. Bewährt hat sich die persönliche Übergabe von Hand zu Hand, damit der persönliche Gnadenerweis auch optimal rüberkommt. Warum nicht die Gunst des rechten Augenblicks nützen und dem Beschenkten unter vier Augen mitteilen, wie viel ihm davon durch künftige Einsparungen genommen wird?

In Kärnten wäre mehr zu sanieren als eine - vielleicht - systemische Bank. Man sollte die Gelegenheit nutzen, den systematischen Populismus wirksam zu diskreditieren, mit dem sich ein Landeskaiser durch Stimmenkauf auf Regimentsunkosten die Rolle eines Provinzmessias auf den Leib schneidert, die es ihm erlaubt, neben dem gesunden Menschenverstand en passant auch den Rechtsstaat zu verhöhnen. Schon im Hinblick auf gleich veranlagte Kandidaten, die in diesem Gewerbe nachdrängen. (Günter Traxler, DER STANDARD, Printausgabe, 11.12.2009)