Rumpus und Max, die wildesten aller wilden Kerle

 

Foto: Universal

Karen O, hauptberuflich Sängerin bei The Yeah Yeahs Yeahs, im Pyjama von Max, dem wildesten Kerl
von allen.

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In einem der wichtigsten und einflussreichsten Bücher des 20. Jahrhunderts steht ein zentraler, ganze Generationen beeinflussender Satz, der absolut notwendig für das Verständnis der Geschichte des Rock 'n' Roll ist. "Und jetzt, rief Max, machen wir Krach!" Der Satz findet sich im 1963 erschienenen Kinderbuchklassiker Wo die wilden Kerle wohnen (Where the wild things are) des New Yorker Autors und Illustrators Maurice Sendak. Eine als Hymne auf die Fantasie, die gute Mutter, aber auch das Durchdrehen und Auszucken im besten Sinne zu lesende, gerade einmal 40 Seiten starke Bibel für Junge und Junggebliebene.

Nach etlichen Jahren Ankündigung, diversen Problemen bezüglich der Filmrechte beziehungsweise der Frage, wer denn nun den Film tatsächlich drehen darf, kommen die Wilden Kerle nun Mitte Dezember endlich ins Kino. Regie führt der New Yorker Spike Jonze, unter anderem bekannt durch Spielfilme wie Being John Malkovich oder Adaption und Musikvideos für Björk, Beastie Boys oder The Yeah Yeah Yeahs. Während der Arbeit für die letztgenannte Band lernte Jonze auch seine jetzige Partnerin Karen O als Musikerin schätzen.

Nach den wilden Anfängen der Band als noiserockende Rasselbande und dem beachtlich vielschichtigen Meisterwerk Show Your Bones von 2006 drohte die Band zwar heuer mit dem bemüht trendigen Neo-New-Wave-Album It's Blitz und der nassforschen Hysterie der Kühlschrank-Diva Karen O abzustürzen - aus einem It-Girl kann schnell einmal Frau Damals werden -, mit dem Soundtrack für Where The Wild Things Are rehabiliert sich Karen O allerdings vollständig.

Im Gegensatz zu ihrer Haupttätigkeit bei den Yeah Yeah Yeahs, die im Wesentlichen darin besteht, einem imaginären Feind entgegenzustürmen und ihn niederzukreischen, hat sich die Frau unter dem Projektnamen Karen O And The Kids mit ihren Stammmusikern sowie Gästen wie Dean Fertita (The Dead Weather, Queens Of The Stone Age) fröhlich rumpelnde und im Karton rappelnde Lieder für große und kleine Kinder geschrieben. Auf Wandergitarren- und Spielzeugklavierbasis wird hier im Gegensatz zum Brotberuf größter Wert auf Lebensfreude und positiven Krach gelegt.

Der zentrale Song mit besagtem zentralen Satz des 20. Jahrhunderts titelt übrigens Rumpus, ein rhythmuslastiger Kracher, der nicht nur Kindergärten zum Wackeln bringen sollte, sondern sich auch in Trenddiscos für urbane Drogenfresser gut machen sollte. Und jetzt, rief Max, machen wir Krach. (Christian Schachinger / DER STANDARD, Printausgabe, 11.12.2009)