Bild nicht mehr verfügbar.

Umweltaktivisten in Kopenhagen weisen auf die Hauptverursacher der Erderwärmung, die Industrieländer, hin.

Foto: Reuters/Bob Strong

Die armen Länder, die mit ihren niedrigen Emissionen nicht schuld am Klimawandel sind, lehnen einen dänischen Vorschlag ab, bei dem auch sie Treibhausgase einsparen müssten.

***

Kopenhagen - Beim Kopenhagener Klimagipfel ist der erwartete Konflikt zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern offen ausgebrochen. Zum Auftakt des dritten Verhandlungstages am Mittwoch begehrten Vertreter der in der Gruppe G-77 zusammengeschlossenen Entwicklungsländer gegen einen von den dänischen Gastgebern vorgelegten Entwurf für ein neues Klimaabkommen auf.

Der sudanesische G-77-Sprecher Lamumba Stanislaus Di-Aping warf dem dänischen Regierungschef Lars Lökke Rasmussen in der Kopenhagener Zeitung Berlingske Tidende vor, mit dem Textentwurf "einseitig die Interessen der reichen Länder zu schützen" . Weiter meinte er: "Der Text geht gegen alles, für das wir vor diesem Gipfel eingetreten sind."

Konkret kritisierte der G-77-Sprecher das Bestreben der Gastgeber nach einem neuen Klimaabkommen statt einer Fortschreibung des Kioto-Abkommens von 1997. Dies hatte die ärmeren Länder von Verpflichtungen zur Verminderung der Treibhausgas-Emissionen freigehalten. Allerdings schloss Di-Aping auch den von vielen befürchteten Auszug der Entwicklungsländer von der Uno-Klimakonferenz in Kopenhagen vorerst aus.

Die dänischen Klima-Gastgeber bemühten sich um Entschärfung des Konfliktes. Es zirkulierten viele verschiedene Texte, mit denen man lediglich Verhandlungsspielräume austesten wollte, verlautete aus der Umgebung der dänischen Gipfel-Präsidentin Connie Hedegaard. Der Chef des Uno-Klimasekretariats, Yvo de Boer, nannte den im Konferenzzentrum zirkulierenden Text einen "informellen Entwurf für einen kleinen Kreis von Kommentatoren" .

Spitzenausstoß

Der umstrittene dänische Vorschlag bekennt sich zur Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad und fordert eine Halbierung der weltweiten Emissionen bis zum Jahr 2050 im Vergleich zum Stand von 1990. Während die Industrienationen ihren CO2-Ausstoß insgesamt um 80 Prozent senken sollen, schlägt der Text auch einen noch zu bestimmenden "Spitzenausstoß" für Entwicklungsländer vor, ab dem die Emissionen auch dort gedrosselt werden sollen. Die großen Schwellenländer China, Indien, Brasilien und Südafrika lehnen ein solches Abkommen entschieden ab.

Konflikte gab es auch in der US-Delegation. Obama solle sich bei möglichen Zusagen für ein neues Klima-Abkommen zurückhalten, forderte ein US-Abgeordneter, der die Kopenhagen-Delegation der Republikaner anführen wird. Obama hat angekündigt, den CO2-Ausstoß der USA bis 2020 um 17 Prozent im Vergleich zu 2005 senken zu wollen. Politisch umsetzbar wurde diese Vorgabe durch die Entscheidung der Chefin der US-Umweltbehörde EPA, Lisa Jackson, Treibhausgase mit Luftschadstoffen gleichzusetzen.

Zum Wochenende werden in Kopenhagen Massenkundgebungen erwartet.Die Durchsuchungen, die die dänische Polizei dazu bereits durchführte, wurde von Umweltorganisationen als Überreaktion und als zu aggressiv bezeichnet. (dpa, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.12.2009)