Die deutsche Regierung hat die IT-Branche zum Hoffnungsträger in der Konjunkturkrise ausgerufen. Außerdem will sie die Sicherheit im Internet deutlich verbessern.

Jobmotor

Als Jobmotor könne die Branche drohende Arbeitsplatzverluste anderer Branchen mehr als ausgleichen, sagte Wirtschaftsminister Rainer Brüderle am Dienstag auf dem vierten nationalen IT-Gipfel. "Wir brauchen gerade jetzt den Erfolg der Branche, um erfolgreich zu sein." Innenminister Thomas de Maiziere forderte eine neue Vertrauensbasis zwischen Staat und Internetnutzer und warb für mehr Sicherheit im Netz.

Bisher seien vor allem private Firmen für die Sicherheit im Internet verantwortlich, erklärte de Maizière. Ohne eine maßgebliche Rolle des Staates werde es jedoch auch für die privaten Nutzer keine freie und allgemein sichere Kommunikation im Netz geben. Es gebe den Generalverdacht, der Staat wolle alle Netznutzer überwachen, hob der CDU-Politiker hervor. Auf der anderen Seite müsse klargemacht werden, dass auch das Internet nicht ohne Regeln funktioniere.

Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik

Mit einem nach Angaben der Planer europaweit einzigartigen Projekt will die Berliner Regierung die PC-Sicherheit erhöhen und der Virenlast auf privaten Computern den Kampf ansagen. In der ersten Jahreshälfte 2010 sollen PC-Nutzer auf die Hilfe einer Beratungsstelle zurückgreifen dürfen, mit der sie ihre Rechner daheim von Computerviren befreien können. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur dpa aus Kreisen der Projektplaner. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und der Verband der deutschen Internetwirtschaft (eco) wollten das Vorhaben vorstellen.

Dem Projektentwurf zufolge haben Internetzugangsanbieter längst die technische Möglichkeit, vireninfizierte Rechner bei ihren Kunden auszumachen. Laut Plan sollen die Firmen ihre Kunden auf die Viren hinweisen - etwa per Post oder Telefon. Angedacht ist auch eine Internetseite, die sich bei jeder Einwahl ins Netz automatisch aufbaut, falls auf dem Rechner Viren lauern.

Die Projektplaner schätzen, dass in Deutschland bis zu einem Viertel aller Rechner mit Viren infiziert ist. Es gebe allein 60.000 Neuinfektionen jeden Monat. Kriminelle schleusen die Viren über das Internet auf die Rechner und öffnen sich so ein Tor für Verbrechen - etwa, indem sie online das Bankkonto plündern oder den Rechner per Fernsteuerung für den Versand krimineller Massen-E-Mails nutzen. Ziel ist es, Deutschland aus den Top-Ten der Länder zu bekommen, von deren PC Netzkriminalität ausgeht.

Der Branchenverband Bitkom hatte jüngst ausrechnen lassen, dass jeder zweite deutsche Internetnutzer schon einmal Opfer von Kriminalität im Netz geworden ist. Die meisten hatten es dabei mit Computerviren oder anderen schädlichen Programmen zu tun. Die Zahl der sogenannten Phishing-Fälle, bei denen Kriminelle Passwörter für das Online-Banking abfangen, soll dieses Jahr um gut 50 Prozent steigen. Von etwa 11 Mio. Euro Gesamtschaden wird ausgegangen - die Tendenz sei weiter steigend. (APA/dpa)