Seoul - Nordkoreas Machthaber Kim Jong-il kann sich nach Angaben eines geflüchteten ehemaligen nordkoreanischen Funktionärs im Ernstfall über ein Netz von Tunneln ins Ausland absetzen. Im Untergrund der Hauptstadt Pjöngjang befinde sich ein Netz von Tunneln, die teilweise mehr als 300 Meter unter der Oberfläche gegraben worden seien, sagte der frühere Sekretär der kommunistischen nordkoreanischen Arbeiterpartei, Hwang Jang Yop, am Dienstag.

Das weit verzweigte Tunnelsystem verbinde Pjöngjang mit strategisch wichtigen Orten in einem Umkreis von 40 bis 50 Kilometern, sagte Hwang in einem Interview des in Seoul ansässigen Radiosenders Free North Korea Radio.

 

Die Tunnel seien als Fluchtwege und zugleich Schutzräume für Kim und seine Familie sowie hohe Mitglieder des Regimes angelegt worden. Auch seien sie mit U-Bahnstrecken verbunden. Über einen der Tunnel, der Pjöngjang mit dem 40 Kilometer entfernten Hafenort Nampo verbinde, könnte Kim theoretisch nach China flüchten, sagte Hwang. Zudem führe ein Weg durch das Tunnelsystem zu einem Bunker, der ausschließlich für Kim und seine Angehörigen gebaut worden sei.

Der 86-jährige Hwang hatte sich 1997 nach Südkorea abgesetzt. Er gilt als der bisher ranghöchste nordkoreanische Überläufer in Südkorea. Nach Schätzung des Koreanischen Instituts für Verteidigungsanalyse in Seoul hat Nordkorea etwa 8000 militärische Einrichtungen, darunter Raketenstartanlagen, unter der Erde. (APA)