Berlin - Die deutsche Bundeswehr prüft Vorwürfe, wonach deutsche Soldaten nahe der afghanischen Stadt Kunduz zwei Zivilisten angeschossen haben sollen. Die Soldaten hätten am Dienstag einen verdächtigen Motorradfahrer an einem Checkpoint mit einem Warnschuss in den Boden gestoppt, heißt es in einer Unterrichtung des Parlaments durch das Verteidigungsministerium. 45 Minuten später habe sich ein Afghane gemeldet und erklärt, seine Frau und Tochter seien durch einen Querschläger leicht verletzt worden. Die Familie habe sich in einem Fahrzeug befunden, das an dem Checkpoint gewartet habe.

Bisher sei unklar, ob der Mann die Wahrheit sage. "Die Aussagen des Mannes konnten bis zum jetzigen Zeitpunkt insbesondere weder hinsichtlich der tatsächlichen Verletzungen noch hinsichtlich des derzeitigen Aufenthaltes der betreffenden Personen verifiziert werden", erklärte das Ministerium.

Warnschuss

Der Vorfall an dem Checkpoint habe sich um 05.20 Uhr ereignet. Als der Warnschuss fiel, hätten fünf Autos und zwei Motorrad-Fahrer dort gewartet, erklärte das Ministerium. Um 06.05 Uhr habe sich dann der Afghane bei deutschen Sicherheitskräften in der Polizeizentrale des Unruhedistrikts Chahar Darrah gemeldet. Er habe angegeben, dass er seine verletzte Frau und Tochter zur Behandlung nach Chahar Darrah gebracht habe. Der Zwischenfall werde nun untersucht.

Die Bundeswehr ist derzeit wegen des umstrittenen Luftangriffs unter Druck, den sie Anfang September bei Kunduz angefordert hatte. Dabei kamen auch Zivilisten ums Leben, deren Hinterbliebene die deutsche Regierung nun finanziell entschädigen will. Ähnliche Entschädigungen hatte es bei zivilen Opfern schon früher gegeben. Im August 2008 hatte ein deutscher Soldat ebenfalls an einem Kontrollposten bei Kunduz auf ein verdächtiges Fahrzeug gefeuert und dabei eine Frau und zwei Kinder getötet. Auch deren Hinterbliebene erhielten eine Zahlung. (Reuters)