Birgit Jürgenssen (1949 - 2003), eine der wichtigsten Künstlerinnen der feministischen Avantgarde, wäre heuer 60 Jahre alt geworden. Sie hat ein vielschichtiges OEuvre mit rund dreitausend Arbeiten hinterlassen, die Medien wie Zeichnungen, Collagen, Malerei, Fotografien oder Skulpturen umfassen.

Birgit Jürgenssen, Ich möchte hier raus, 1976

Foto: Birgit Jürgenssen/ Ich moechte hier raus_1976 © Nachlass Birgit Jürgenssen / VBK, Wien 2009 Sammlung Verbund, Wien

Am 24. November wurde die erste Monografie über Birgit Jürgenssen (1949 - 2003) präsentiert. Das Buch wurde von Gabriele Schor (Leitung Sammlung Verbund) und Abigail Solomon-Godeau (University of California, Santa Barbara) herausgegeben. Gleichzeitig mit der Buchpräsentation fand auch die Eröffnung der Ausstellung "Pulsschlag einer Sinnlichkeit", die in der Vertikalen Galerie bis 10. März gezeigt wird, statt.

Die Ausstellung zeigt 40 Zeichnungen und Fotografien von Birgit Jürgenssen aus der Sammlung Verbund. 

Birgit Jürgenssen, Friedenskuss, 2001

Birgit Jürgenssen, Friedenskuss, 2001, Digital Print (c) Estate of Birgit Jürgenssen / VBK Wien 2009 / Sammlung Verbund, Wien

Neben dem umfangreichen zeichnerischen Werk, den Hausfrauen-Zeichnungen oder dem Schuh-Zyklus ziehen sich Inszenierungen des weiblichen Körpers im Lichte von Maskerade oder Verkleidung durch die Arbeiten von Birgit Jürgenssen. "Für mich ist Selbstironie eine Form autobiographischer Strategie, um subversives und dekonstruktives Potential leichter zu vermitteln", wie die Künstlerin selbst meinte.

 Birgit Jürgenssen, Bodenschrubben, 1975

Foto: Birgit Jürgenssen Bodenschrubben, 1975 Bleistift, Farbstift auf Schöllerhammer Bütten © Nachlass Birgit Jürgenssen / VBK, Wien 2009 Sammlung Verbund, Wien

Die Essays der Monografie berücksichtigen Jürgenssens Position innerhalb des first wave-Feminismus und analysieren ihre werkimmanenten Bezüge zum Surrealismus, zur Literatur, zur Psychoanalyse und zum Strukturalismus. Herausgeberin Abigail Solomon-Godeau über Birgit Jürgenssen: "Ganz grundsätzlich widersteht Jürgenssen dem Wunsch des Betrachters, dass Bedeutung vollständig erkennbar, festgelegt und bestimmt sein solle. Das verstörende und beunruhigende Potenzial ihrer Kunst ist voll und ganz Teil dieser Verweigerung und macht die Kraft ihrer Kunst aus."

Birgit Jürgenssen, Gretchen von Faust, 1988  

Foto: Birgit Jürgenssen/ Gretchen von Faust_1988 © Nachlass Birgit Jürgenssen / VBK, Wien 2009 Sammlung Verbund, Wien

Die 1949 in Wien geborene Künstlerin studierte an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Sie war Lehrbeauftragte an der Hochschule für Angewandte Kunst und an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Neben ihrer künstlerischen Arbeit war sie als Kuratorin tätig: 1994 in der Wiener Secession ("Wenn die Kinder sind im Dunkeln, ...") und 2001 für den Österreich-Beitrag der Biennale in Kairo. Birgit Jürgenssen starb am 25. September 2003 in Wien.

Birgit Jürgenssen, ohne Titel, 1988

Foto: Birgit Jürgenssen, Ohne Titel, 1988, Farbfotografie (c) Estate of Birgit Jürgenssen / VBK Wien 2009 / Sammlung Verbund, Wien

Info

Ausstellung: "Pulsschlag einer Sinnlichkeit" ist noch bis 10. März 2010 jeweils Mittwochs, 18 Uhr (außer am 30.12. und am 6.1.) im Rahmen eines Kunstgesprächs zu besichtigen (Anmeldung erforderlich unter Tel: 01 524 98 03 -11 oder sammlung.verbund@artphalanx.at). Geführte Kunstgespräche finden nach Voranmeldung statt.

Informationen und Anmeldung dazu unter Tel: +43 1 524 98 03-11 oder sammlung.verbund@artphalanx.at

Buch: Die Monografie "Birgit Jürgenssen" enthält beispielsweise Texte von Elisabeth Bronfen, Sigrid Schade oder Geraldine Spiekermann.

"Birgit Jürgenssen", Gabriele Schor und Abigail Solomon-Godeau (Hg.), 296 Seiten, 350 farbige Abbildungen, Euro 39,80, ISBN: 978-3775724609

Birgit Jürgenssen, Zebra I, 2001

Foto: Birgit Jürgenssen/ Zebra I, 2001 © Nachlass Birgit Jürgenssen / VBK, Wien 2009 Sammlung Verbund, Wien