Wer aus irgendeinem Grund in der gehobenen Klasse repräsentativer Limousinen auf keinen der global dominanten Deutschen (Mercedes E-Klasse, 5er-BMW, Audi A6) abfährt, hat im Grunde folgende Alternativen: Avantgarde aus Frankreich (Citroën C6) oder England (Jaguar XF), Hightech aus Japan (Lexus GS), zwei alte Herren aus Frankreich (Peugeot 607) und USA (Chrysler 300C), vielleicht noch den Aufsteiger aus Böhmen (Skoda Superb). Und, klar: Volvo S80, der womöglich im Frühjahr 2010 doch noch nordische Konkurrenz (neuer 9-5, sofern Saab überlebt) kriegt.

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Getestet haben wir den S80 als D5 Aut. - heißt: Neue Selbstzünder-Topmotorisierung inklusive 6-Gang-Automatik (von Aisin).

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Volvo hat den 5-Zylinder, diesen Exoten mit dem kniffligen Massenausgleich, seit Anfang der 1990er-Jahre liebevoll gehegt und gepflegt, die Skandinavier bauen das Aggregat traditionell quer ein, und der D5 ist der momentane Höhepunkt dieser Eigenbauentwicklung: 2,4 Liter Hubraum, sequenzielle Turboaufladung, Piezoinjektoren, das Feinste, was derzeit an Selbstzünder-technologie zur Verfügung steht.

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Der Aufwand mündet in eine Leistung von 205 PS, imposante 420 Nm Drehmoment und logisch daraus resultierende flotte Fahrleistungen - bei gleichzeitig vorzeigbar niedrigem Spritkonsum und CO2-Ausstoß, in Relation zum großen Auto nämlich.

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Dem Normverbrauch von 6,7 l / 100 km stand ein Testverbrauch von gut 8,5 l / 100 km gegenüber, angesichts des vorwiegend innerstädtischen Testeinsatzes ein ziemlich tüchtiger Wert.

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Im Fahrbetrieb setzt der große Schwede auf Komfort, das geschmackvoll-nüchterne Interieur unterstreicht die Langstrecken-Wohlfühlatmosphäre.

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Was uns indes etwas merkwürdig vorkam, war die Tendenz der Lenkung, stets wie am Gummiband in Richtung Mittellage zurückzuziehen, sanft, aber beharrlich.

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Optional ist der S80 D5 übrigens auch mit Allradantrieb erhältlich. Macht winters und in alpinen Lagen Sinn. Muss aber nicht sein. Denn der Fronttriebler kriegt seine Kraft mit hohem Anstand auf die Straße, feinfühligeres Dosieren am Gaspedal ist erst bei nassem Untergrund angeraten.

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Und da ist sie dann also doch wieder, die Frage: Warum, bitte schön, baut Volvo nicht endlich wieder Autos mit Heckantrieb!

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Stichwort Design: Auf Raten, evolutionär also, verändert Volvo seine Linie. Dem S80 wünschte man dabei durchaus etwas aufregendere Formen.

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Gegenargument? Nun, die Klientel schätzt eben konservatives Styling über alles, was erklären würde, warum BMW mit dem neuen 5er gegenüber dem Vorgänger wieder zurückrudert – dorthin, wo der S80 immer schon steht: ins provokationsfreie Lager. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/4.12.2009)

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