Darstellung des Findelgletschers auf Basis der Laserdaten von 2005, überlagert mit den Dickenänderungen des Gletschers bis 2009. Die Eisverluste sind in den Farben Grün (geringer Verlust) bis Rot (großer Verlust) gezeigt, der Dickenzuwachs in Blau.

Foto: Universität Zürich, Swissphoto, Axpo Klima-Netzwerk

Zürich - Um den Umfang der Gletscherschmelze in den Schweizer Alpen genauer zu analysieren, setzen Forscher der Universität Zürich auf eine neue Methode. Mit Hilfe von Laserlichtstrahlen können sie ein exaktes dreidimensionales Abbild der Eismassen anfertigen. Mit Hilfe der so gewonnenen Daten lässt sich nun feststellen, wie viel Eis tatsächlich in den letzten Jahren verloren ging.

"Von einem Flugzeug aus wird ein stark gebündelter Lichtstrahl auf den Gletscher geschossen und die Zeit gemessen, die das Licht bis zur Eisoberfläche und zurück zum Flugzeug braucht. Aus dieser sogenannten Laufzeit lässt sich die Distanz vom Flugzeug zum Gletscher auf wenige Zentimeter genau bestimmen", so Philip Jörg vom Geographischen Institut. Das Forscherteam hat den Findelgletscher bei Zermatt bei bisher zwei Flügen - im Sommer 2005 und im Oktober 2009 - vermessen. "In vier Jahren hat der Gletscher fast 3,5 Meter an mittlerer Eisdicke eingebüßt, im Bereich der Gletscherzunge sogar 25 bis 30 Meter", so Jörg. Insgesamt hat der Gletscher rund 49 Millionen Kubikmeter Eis verloren.

Weitere Messungen im kommenden Jahr

"Würde das geschmolzene Eisvolumen des Findelgletschers in den rund 88 Quadratkilometer großen Zürichsee geleert, stiege der Seespiegel um rund einen halben Meter an", erklärt der Geograph. Um weitere genaue Analysen durchzuführen, wird der Gletscher im Frühjahr 2010 - während seiner maximalen Schneedecke - und im Herbst 2010 - während der minimalen Schneebedeckung - erneut vermessen. "Dann haben wir ein gesamtes Vergleichsbild nach vier Jahren sowie ein weiteres, zeitlich genaueres innerhalb eines Jahres", meint Jörg.

Zudem messen die Forscher die Dickenänderung des Gletschers aber auch noch mit der traditionellen Methode mit Holzstangen und Schneeschaufeln. "Diese Methode ist billig und kann zur Bestimmung der jährlichen oder gar saisonalen Bilanz an einzelnen Punkten durchgeführt werden", meint Jörg. Es sei mit dieser Methode jedoch schwierig, von diesen Einzelmessungen auf die Dickenänderung des gesamten Gletschers oder gar auf alle Gletscher der Region zu schließen.

Klares Zeichen zum Rückzug

Überall in der Schweiz sei ein ähnlicher Trend wie am Findelgletscher vorherrschend, erklärt der Wissenschaftler. "Es gibt kaum Gletscher, die in den vergangenen Jahren vorgestoßen sind", meint der Experte. Es gebe vielmehr ein klares Zeichen zum Rückzug der Gletscher. "Gletscher sind wichtige Zeugen des Klimawandels."

Bei der nächsten Befliegung des Gletschers erwarten sich die Forscher neue Erkenntnisse über die räumliche Verteilung der Winterschneedecke und deren Eigenschaften bezüglich Wassergehalt und Lichtreflexion. "Während die Politik in den nächsten Tagen in Kopenhagen noch über eine Weiterführung des Kyoto-Protokolls mit konkreten Klimazielen debattiert, arbeiten wir bereits an den Datengrundlagen von morgen", meint Michael Zemp, Projektleiter und Glaziologe der Universität Zürich. (red/pte)