Der enorme politische Abstimmungsbedarf und die entsprechend magere Ausbeute an halbherzigen Kompromissen bei Postenbesetzungen in Staatsbetrieben sind bewährt wie legendär. Nun soll der institutionalisierte Kuhhandel, der in der ÖBB massive Verspätungen und Blockaden verursacht, Schule machen: Die von Rot-Schwarz eingesetzten und von Schwarz-Blau herübergeretteten Entscheidungsträger erhalten eine Plattform, um ihr segensreiches Wirken an die nächste Generation an Aufsichtsräten weiter geben zu können.

Bereitgestellt wird das Forum von Inara, der von WU-Universitätsrätin Viktoria Kickinger etablierten "Initiative Aufsichtsräte Austria". Sie nützt das von der WU-Executive-Academy mit Kapazundern wie Gesellschaftsrechtsexperten Susanne Kalss und Werner Hoffmann veranstaltete "Ausbildungsprogramm für Aufsichtsräte", um angehenden Aufsichtsratsmitgliedern im Anschluss in Kamingesprächen die Haudegen der Szene quasi auf Tuchfühlung zu präsentieren.

Als Kamingäste hat sich die Ex-Post-Generalsekretärin klingende Namen geangelt: Aus ihrem Nähkästchen plaudern ÖIAG-Vorstand und Multi-Aufsichtsrat (Post, Telekom, OMV) Peter Michaelis, Ex-Investkredit-Chef Wilfried Stadler, Ex-Bank-Austria-Vorstandsdirektor Friedrich Kadrnoska, Ex-Landesrat Herbert Paierl (Magna), Willi Braun (Betriebsratschef GM Powertrain), Ex-Verkehrsministerin Monika Forstinger, Ex-Notenbank-Gouverneur Klaus Liebscher, Erste-Bankerin Elisabeth Bleyleben-Koren, Norbert Zimmermann (Berndorf), ÖBB-Holding-Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker.

Letzterer wird die von Kalss am 12. Jänner im Haus der Industrie referierten "Grundlagen und Grundsätze einer wirksamen Unternehmensaufsicht" garantiert um Schmankerl aus ÖBB und Asfinag anreichern. Mit etwas Glück sind Tipps für die kreative Spesenabrechnung dabei. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7./8.12.2009)