Ernst Fischer: "Es gibt derzeit zur Sonntagsöffnung eben keinen gesellschaftlichen Konsens."

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Ernst Fischer sieht in der längeren Ladenöffnung ein Instrument gegen flauen Konsum. Der Wiener Kaufmann sperrte einst an den Adventsonntagen auf. Was von der Rebellion außer saftigen Strafen geblieben ist, erfragte Verena Kainrath.

STANDARD: Es ist jetzt drei Jahre her, dass Sie versucht haben, den freien Sonntag mit einigen Mitstreitern zu kippen. Ein neuer Vorstoß in diesem Advent, könnte Sie der nicht reizen?

Fischer: Der offene Sonntag ist aus Sicht der Wirtschaftskammer nicht die richtige Lösung. Ich sage: Er ist es. Sind wir uns doch ehrlich: Wir haben irre Arbeitslosigkeit, die wir nicht mit Schulungen schönreden können. Der Konsum wird im kommenden Jahr einbrechen. Wir sollten daher Jobs durch zusätzlichen Konsum schaffen. Etwa, indem wir länger offen halten und mehr Touristen anziehen. Es ist dumm, das in diesen Zeiten nicht zu wagen.

STANDARD: Warum tun Sie es nicht?

Fischer: Das kann ich mir nicht leisten. Wir haben einen Widerruf unterzeichnet, ich müsste für jeden Verstoß gegen die Ladenöffnung an die 5000 Euro aufwärts zahlen. Die Magistratsstrafe betrug damals 174 Euro, das geht ja noch. Aber für Gericht und Veröffentlichung zahlten wir pro Händler 20.000 Euro.

STANDARD: Was ist denn von der Rebellion geblieben außer Spesen?

Fischer: Es war ein Wirbel, wir bekamen viel Öffentlichkeit. Aber die Kammer und Gewerkschaft sitzen am längeren Ast, und da ist natürlich auch die Kirche. Und wir sind Händler, keine Politiker. Ich selber stehe nach wir vor dazu. Es hätte gutgehen können. Aber es gibt derzeit zur Sonntagsöffnung eben keinen gesellschaftlichen Konsens.

STANDARD: In Berlin wurden die vier offenen Adventsonntage vor kurzem für gesetzwidrig erklärt. Auch andere Länder machen Rückzieher. Die längere Ladenöffnung lohnt sich zudem für die meisten finanziell nicht.

Fischer: Nicht generell, schauen Sie sich Italien an. Da wird mit der freien Kaufkraft gespielt. Vor allem in Tourismuszonen macht es Sinn.

STANDARD: Sind viele Arbeitsbedingungen nicht auch so hart genug?

Fischer: Ich würde problemlos Leute finden, die gern sonntags arbeiten, keiner wird dazu gezwungen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7./8.12.2009)