Bild nicht mehr verfügbar.

Evo Morales: Alter und neuer Präsident Boliviens.

Foto: REUTERS/David Mercado

La Paz - In Bolivien ist Amtsinhaber Evo Morales (50) bei der ersten Präsidentenwahl unter der neuen Verfassung am Sonntag mit überragender Mehrheit im Amt bestätigt worden. Für den linksgerichteten Indio- Präsidenten stimmten nach inoffiziellen Prognosen zwischen 62 und 63 Prozent. Das waren fast zehn Prozentpunkte mehr als bei seiner ersten Wahl 2005. Sein schärfster Widersacher, der konservative frühere Militär Manfred Reyes Villas kam nach Angaben der Umfrageinstitute Ipsos und Equipos Mori demnach nur auf 23-24 Prozent.

Ob es Morales mit seiner Bewegung zum Sozialismus (MAS) auch gelang, im Senat eine Zweidrittel-Mehrheit zu erringen und damit die kommenden fünf Jahre ungehindert von der Opposition zu regieren, war zunächst nicht klar. Die konservative Opposition hatte ihm gerade im Senat während der ersten vier Amtsjahre das Leben schwer gemacht.

Offizielle Ergebnisse der Präsidenten- und Parlamentswahl wird es frühestens ab Dienstag geben, teilte die Nationale Wahlkommission am Montag unter Hinweis auf technische Probleme mit. Morales erklärte sich schon in der Nacht auf Montag zum Sieger. Er kündigte eine Beschleunigung und Vertiefung seiner in der ersten Amtsperiode begonnenen linksgerichteten Reformen an.

Wiederwahl möglich

"Wie jeder Bürger erfülle ich meine Pflicht, an der Wahl teilzunehmen und so die Revolution in Bolivien zu stärken und zu vertiefen", hatte er bei der Stimmabgabe in der Provinz Cochabamba gesagt. Dann überraschte er das Land mit der Ankündigung, er wolle eventuell 2015 ein drittes Mal antreten. Die jetzige Wahl sei ja die erste unter der neuen Verfassung, die eine Wiederwahl erlaube.

Morales, der dem Volk der Aymara abgehört und dessen erste Amtszeit von zahlreichen Konflikten begleitet wurde, hatte kurz vor der Abstimmung betont, sein Reformprojekt sei noch nicht abgeschlossen. "Ich will für fünf weitere Jahre Präsident sein, um die Reformen und die industrielle Nutzung unserer Bodenschätze, die wir 2006 begonnen haben, zu vollenden", sagte er.

Bei ärmerer Bevölkerung populär

Der Verbündete und enge Vertraute des linksgerichteten venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez betreibt eine Politik, die nach seinen Worten der seit Jahrhunderten benachteiligten Indio-Mehrheit mehr Rechte geben soll. Armen Bauern soll zudem zu Land verholfen werden. Er ist daher vor allem bei der ärmeren Bevölkerung des Landes populär.

Die Besitzverhältnisse ließ er im Großen und Ganzen jedoch unangetastet. Allerdings wurden Öl- und Erdgasunternehmen verstaatlicht, damit die Gewinne aus der Ausbeutung der Bodenschätze im Land bleiben. Damit verärgerte er auch internationale Investoren.

Neue Verfassung

Morales stellte zudem Bergbau- und Telefonkonzerne unter staatliche Aufsicht. In seiner zweiten Amtszeit könnte er sich Zementfirmen, Molkereien, Pharmahersteller und Papierfabriken vornehmen und die Investitionen in Gasfelder und Staudämme zur Stromgewinnung aufstocken. Außerdem setzte Morales unter großem Widerstand der konservativen Opposition eine neue Verfassung durch.

Die Opposition wirft Morales vor, das Land in die Abhängigkeit von Venezuela geführt zu haben und eine rassistisch gefärbte kommunistische Diktatur errichten zu wollen. (APA)