Viele Features heutiger Handy-Kameras reichen bereits an jene von Digicams heran, aber nicht alle. (Im Bild: Sony Ericsson Satio)

Foto: Sony Ericsson

Anfangs belächeltes Zusatzfeature, sind Kameras heute Standard in fast jedem Mobiltelefon. Warum man mit einem Handy überhaupt fotografieren können soll, hinterfragt heute kaum mehr jemand. Das Mobiltelefon kann das eben, genauso wie Musikabspielen. Aber wie gut sind aktuelle Handy-Kameras wirklich und können sie die Digicam wirklich ersetzen?

Megapixel

Die Anzahl der Megapixel haben die Hersteller bei Handy-Kameras in den vergangenen Jahren wie bei Digicams laufend in die Höhe geschraubt. 5 Megapixel sind derzeit die Norm bei Geräten der mittleren Preisklasse. Mittlerweile findet man aber bereits 8- und sogar 12-Megapixel-Kameras in Handys. Sony Ericssons Satio beispielsweise bietet eine 12-Megapixel-Auflösung, ebenso das Samsung Pixon 12. Doch die Anzahl der Megapixel ist nicht ausschlaggebend für die Qualität des Fotos. Und ab 6 Megapixeln kann die Qualität sogar wieder abnehmen. Worauf es ankommt, ob ein Handy-Foto gut, akzeptabel oder schlecht wird, sind die zusätzlichen Features der Kamera.

Optik

Bislang besitzen die meisten Handy-Kameras nur einen digitalen Zoom. Dabei wird nur der Bildausschnitt vergrößert. Bevor man den digitalen Zoom nutzt, sollte man entweder selbst näher an das Motiv herangehen oder das Foto später am Computer mit einem Bildbearbeitungsprogramm vergrößern. Einige Mobiltelefone besitzen aber bereits einen optischen Zoom, wie etwa das Samsung W880 mit 12-Megapixel-Kamera und optischem 3fach-Zoom oder das bereits ein Jahr alte Samsung SGH-G800 mit 5-Megapixel-Kamera und ebenfalls 3fach-Zoom. Beim Fotografieren mit Zoom gilt auf jeden Fall: will man Verwacklungen vermeiden, muss das Gerät so ruhig wie möglich gehalten werden. Ein paar Geräte besitzen zwar schon Bildstabilisatoren. Allerdings erfüllen nur optische Bildstabilisatoren wirklich ihren Zweck, die digitalen Lösungen der Handy-Kameras können eine zitternde Hand nur schlecht ausgleichen. Am besten ist es daher, das Handy beim Fotografieren irgendwo aufzulegen.

Licht

Viele Handys sind bereits mit einem Kamera-Licht oder Blitz ausgestattet. Ein LED-Licht kann Motive nur in der Nähe beleuchten. Befindet man sich allerdings zu nah am Objekt, wird das Motiv schnell überbeleuchtet. Als konstantes Licht eignet es sich für Videoaufnahmen. Als bessere Option für Fotos gilt der Xenon-Blitz, den mehrere Handys von LG, Nokia, Motorola, Sony Ericsson oder Samsung eingebaut haben. Die Objekte werden dadurch gleichmäßiger ausgeleuchtet, die Farben wirken realistischer.

Linse

Da ein Handy oft ohne Schutzhülle in der Tasche getragen wird, kann es schnell zu einer Verschmutzung der Linse kommen. Sollen die Aufnahmen also nicht von Staub oder anderem Schmutz getrübt sein, sollte man die Linse gelegentlich vorsichtig reinigen. Besser ist natürlich ein Handy mit mechanischer Linsenabdeckung, wie sie beispielsweise Handys von Nokia (z.B. das N900) und Sony Ericssons Cyber-shot-Serie besitzen.

Zusatzfeatures

Bei günstigeren Geräten sind die Programmautomatiken und Optionen der Kameras oft begrenzt. Für optimale Ergebnisse, die an Digicams heranreichen, sollten die Features der Kamera daher etwas üppiger sein. Von Herstellern als dezidierte Kamera-Handys ausgewiesene Modelle bieten meist die umfangreichsten Möglichkeiten. Ob man Funktionen wie Gesichtserkennung, Lächelautomatik oder Geotagging benötigt, ist Geschmacksfrage. Auto-Fokus, einstellbarer Weißabgleich und Lichtempfindlichkeit sowie unterschiedliche Programmautomatiken sollten aber schon vorhanden sein. Bildbearbeitungsfunktionen sind sinnvoll, wenn man die Fotos direkt ins Web hochladen möchte. Wichtig für ambitionierte Fotografen ist auch die Speichergröße. Ist der interne Speicher nicht groß, sollte zumindest ein Speicherkartenslot vorhanden sein.

Kamera-Ersatz?

Ob man seine Digicam gänzlich durch ein Kamera-Handy ersetzen will, hängt jedoch von mehreren Faktoren als nur den Kamera-Features ab. Natürlich sollten die "restlichen" Funktionen und die Bedienbarkeit des Gerät auch den eigenen Vorstellungen entsprechen. Eine gute Kamera nutzt wenig, wenn das Menü schlecht bedienbar ist. Hier muss letztendlich oft auch ein Kompromiss eingegangen werden. Gute Handy-Kameras können Einsteiger-Digicams durchaus ersetzen - bei wichtigen Features wie optischem Zoom und Bildstabilisatoren hinken sie aber noch hinterher. (Birgit Riegler/ derStandard.at 5. Dezember 2009)