Kleine Ursache, großer Verbrauch: Netzteile, die ohne angeschlossenes Gerät in der Steckdose Strom saugen.

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Wien - Lassen Sie Ihr geparktes Auto immer im Leergang laufen - falls Sie einmal ganz schnell wegfahren wollen? Sie tun das nicht, weil Sie a) Sprit nicht sinnlos verschwenden wollen, und b) mit den Abgasen die Luft nicht verpesten wollen? Gut so. Doch zu Hause oder im Büro geht nicht jeder so bedacht mit Energie um. In jedem Haushalt, in jedem Betrieb hängen unzählige Geräte an der Steckdose und saugen genüsslich Strom - auch wenn sie gerade nicht im Einsatz sind. Zum Beispiel der Fernseher, die HiFi-Anlage oder der DVD-Player, die dienstbereit darauf warten, von ihrem Nutzer oder ihrer Nutzerin per Fernbedienung in Betrieb genommen zu werden.

Dieser Stand-by-Modus (Bereitschafts- oder Leerlaufmodus) ist einerseits zwar praktisch, andererseits aber in Summe ein ordentlicher Stromfresser - der das Börsel und die Umwelt gleichermaßen belastet. In einer heuer veröffentlichten Diplomarbeit "Standby-Verluste von Elektrogeräten" am Institut für Elektrische Anlagen der TU Graz wurde der Stand-by-Verbrauch von Österreich geschätzt. Dabei ergab sich für einen durchschnittlichen österreichischen Haushalt ein Stand-by-Verbrauch von etwa 230 kWh, das entspricht rund 45 Euro oder 100 Kilo CO2 pro Jahr. Hochgerechnet auf alle österreichischen Haushalte betragen die Gesamtverluste rund 811 GWh. Dies entspricht einem CO2-Ausstoß von rund 350.000 Tonnen pro Jahr.

Die EU hat dieser Stromvergeudung den Kampf angesagt. Ab kommenden Jahr dürfen nur noch solche Computer, Waschmaschinen, Fernsehgeräte und andere Büro- und Haushaltsgeräte verkauft werden, die ein bis maximal zwei Watt im Stand-by-Betrieb verbrauchen. 70 Prozent des Stromverbrauchs im Bereitschaftsmodus sollen so bis 2020 reduziert werden.

Doch bis in jedem Haushalt sparsamere Geräte stehen, kann jeder Einzelne von uns einen Beitrag gegen Stand-by-Verluste leisten. Zum Beispiel dadurch, seine Geräte wenigstens über Nacht vollkommen vom Netz zu trennen - noch besser, immer dann, wenn man sie nicht nutzt. Um dabei mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, empfehlen sich hierfür Steckdosenleisten mit einem Kippschalter. Diese gibt es schon ab wenigen Euro zu kaufen.

Oder man greift zu einer sogenannten Master-Slave-Dose mit Überspannungschutz. Sie nimmt beispielsweise Sat-Receiver und Videorekorder automatisch vom Stromnetz, sobald der Fernseher auf Stand-by geschaltet wird. So benötigt nur das TV-Gerät Standby-Strom, und der Komfort der Fernbedienung bleibt erhalten. Master-Slave-Dosen eignen sich auch fürs Büro. Wird der PC ausgemacht, werden auch daran hängende Peripheriegeräte wie Monitor oder Maus vom Strom gekappt.

Zu den Stromschluckspechten zählen auch Netzteile, wenn sie kein Gerät betreiben, kein Handy oder Laptop mit Saft befüllen. Ist ein Netzteil in die Steckdose eingesteckt, daran aber kein Gerät angeschlossen, spürt man nach kurzer Zeit eine Erwärmung: nutzlos in Hitze umgewandelter Strom.

Den Netzteilen hat die EU-Kommission deshalb eine strenge Diät verschrieben. Die in zwei Schritten, 2010 und 2011, in Kraft tretende Verordnung schreibt nicht nur eine bestimmte Effizienz der Netzteile im aktiven Betriebszustand vor, sondern auch deren zulässige Leistungsaufnahme, wenn sie lediglich an der Steckdose hängen, ohne angeschlossene Geräte mit Gleich- oder Wechselstrom zu versorgen. Das verspricht eine europaweite Energieeinsparung von neun Terawattstunden - der Strom-Jahresverbrauch Litauens. (Karin Tzschentke, DER STANDARD/Printausgabe, 5.12.2009)