Bild nicht mehr verfügbar.

Sonntagspapa oder Rund-um-die-Uhr-Vater: Die Diskussion um das Verhältnis von Männern zu ihren Kindern ist voll entbrannt.

Foto: AP

Wien - In Deutschland will Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) nach einer Entscheidung des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs (EGMR) in Straßburg die Rechte unverheirateter Väter gesetzlich aufwerten. In Österreich begann am Freitag eine Kontroverse: Die Frage, wie die Obsorge für die Kinder geregelt werden soll, wenn sich ein lediges Elternpaar trennt, entzweite im Gespräch mit dem STANDARD frauenbewegte Familienrechtsanwältinnen und Vertreter der Männerbewegung.

Wie berichtet, hat der Straßburger Menschenrechtsgerichtshof in einem deutschen Fall entschieden, dass unverheiratete Männer in Bezug auf ihre Kinder rechtlich nicht schlechter gestellt werden dürfen. Dieser Spruch solle auch in Österreich Gehör finden, meint etwa der Sozialarbeiter und langjährige Mitarbeiter der Wiener Männerberatungsstelle, Thomas Fröhlich. "Als Mediator in Trennungsfällen, der Wert auf Lösungen legt, die für alle Beteiligten lebbar sind, würde ich es begrüßen, wenn man nichtehelichen Vätern ein Stück entgegenkommt" , sagt er.

Denn die herrschende Gesetzeslage sei ungerecht - in Österreich wie in Deutschland: "Verheiratete Väter behalten nach einer Scheidung automatisch gemeinsam mit ihrer Exfrau das Sorgerecht für die Kinder. Sie können sie sehen, für sie ein Faktor bleiben."

Goodwill der Expartnerin

Unverheiratete Väter hingegen, die sich vor der Trennung nicht auf gemeinsame Obsorge geeinigt haben, seien "voll auf Goodwill ihrer Expartnerinnen angewiesen, die nach der Trennung für das Kind alleinverantwortlich sind. Will sie nicht, so gibt es keine Lösung." Der Kontakt zum Nachwuchs sei manchmal total unterbrochen, kritisiert Fröhlich. "Auch bei Vätern, die bereit sind, bei der Erziehung halbe-halbe zu machen."

Nicht von "Fällen mit derart engagierten Männern als Betroffene" geht die Wiener Anwältin und Familienrechtsexpertin Gabriele Vana-Kowarcik aus, wenn sie gesetzliche Änderungen ablehnt. Nach wie vor sorgten im Alltag meist die Frauen für gemeinsame Kinder. Das ändere sich auch mit einer Scheidung oder Trennung nicht, meint sie.

Also würde ein leichterer Zugang zu gemeinsamem Sorgerecht für Ex-Lebensgefährten einer Reihe unverheiratet gebliebener Mütter "nur zusätzlichen Stress bringen. Jenen nämlich, die sich von den Vätern ihrer Kinder im Unfrieden getrennt haben" , ergänzt Barbara Steiner von der Kanzlei der Opferanwältin Eva Plaz, die vielfach mit weiblichen Gewaltbetroffenen zu tun hat.

Auf Politikerseite sprach sich am Freitag nur FPÖ-Vizeparteichef Norbert Hofer für "mehr Väterrechte" aus. Verfassungsexperte Heinz Mayer sagte, der EGMR-Spruch sei nur "mittelbar" in Österreich anwendbar. (Irene Brickner/DER STANDARD-Printausgabe, 5./6.12.2009)