Netzwerktechniker Hannes Fleiss: Vorausschauen und planen, um "Ausfälle" zu vermeiden.

Foto: Maria Kapeller

Während wir telefonieren oder mobil im Internet surfen, merken wir in den allermeisten Fällen nicht, wenn Teile des Netzwerkes einmal "ausfallen". Und das passiert ständig: Meist aufgrund von Wartungs- oder Erweiterungsarbeiten, seltener sind technische Probleme daran Schuld. Dafür, dass der Kunde diese "Ausfälle" nicht einmal bemerkt, sorgen Netzwerktechniker wie Hannes Fleiss.

Der 32-jährige ist bei mobilkom austria dafür verantwortlich, alle Eventualitäten schon lange im Vorhinein durchzuspielen und die Versorgungssicherheit präventiv so gut wie möglich zu gewährleisten. Was sich kompliziert anhört, lässt sich auch einfacher formulieren: Wenn eines der für die mobilen Services verantwortlichen Rechenzentren vorübergehend nicht funktionieren sollte, wird automatisch auf ein anderes umgeschaltet. So wird verhindert, dass die Arbeiten am System den Kunden beeinträchtigen.

"Was wäre, wenn...?"

"Eine sehr oft gestellte Überlegung ist 'Was wäre, wenn ...?'", erzählt Fleiss aus seinem Arbeitsalltag. Was, wenn eines der Rechenzentren ausfällt? Was, wenn mehrere Komponenten auf einmal ausfallen? Man müsse vor allem vorausschauend arbeiten und sich überlegen, welche Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt benötigt würden. Es sei wichtig, so zu planen, dass der Mechanismus in jedem Fall auch greife. Ein einfaches Beispiel: Zur Weihnachtszeit muss im Vorhinein abgeklärt werden, ob das Handynetz stabil genug für die unzähligen Glückwunsch-SMS und MMS sowie Telefonate mit Verwandten ist. Auch die SMS/MMS-Flut zu Silvester- und seit neuestem auch die unzähligen Nachrichten über Twitter & Co. - benötigen mehr Datenvolumen als sonst.

Weil der Datenverbrauch aber auch außerhalb solcher Stoßzeiten ständig ansteigt, ist eine ständige Weiterentwicklung der Rechenzentren nötig. Auch hier gilt: Alle Erweiterungen und Arbeiten am System und damit verbundene mögliche Unterbrechungen müssen vorausschauend berücksichtigt werden.

"Ausfälle" absichern

Das Spannende am Job? Fleiss: "Ich habe mit vielen unterschiedlichen Bereichen, intern wie extern, zu tun." Ihm sei natürlich bewusst, dass seine Arbeit sehr viele Kunden betreffe: "Zu Stoßzeiten nutzen hunderttausende Kunden gleichzeitig das Netz, daher ist es wichtig, ein stabiles und hochverfügbares Netzwerk zu planen." Wenn größere Wartungsarbeiten anstehen, wird das Netz daher im Testlabor nachgestellt: Die geplanten Arbeiten werden simuliert, Engpässe sowie passende Lösungen werden am Bildschirm durchgespielt - natürlich, ohne dabei das Echtnetzwerk zu beeinträchtigen. Im nächsten Schritt geht es um die Realisierung im Echtnetzwerk, das passende technische Equipment oder die eventuelle Neuanschaffung von Hardware. Wenn dann der Ernstfall eintritt, ist für ausreichende Absicherung gesorgt. "Wenn der Kunde einen unserer mobilen Dienste verwendet, bin ich mit meiner Planungsarbeit längst fertig", sagt Fleiss.

Großbritannien bis Weißrussland

Der 32-Jährige hat eine Elektronik-Ausbildung mit Schwerpunkt Telekom und Netzwerktechnik absolviert und schon nebenbei Berufserfahrung gesammelt. Seit neun Jahren arbeitet er nun in der Mobilfunkbranche. Weil die Konzernsprache der Telekom Austria Englisch ist, sind für ihn Telefonkonferenzen mit ausländischen Herstellern nichts Seltenes. Auch Reisen nach Weißrussland, das vor einigen Jahren als bisher letztes Land zur mobilkom austria group gestoßen ist, stehen von Zeit zu Zeit an. "Die kulturellen Unterschiede zwischen Österreich und Weißrussland sind groß", erzählt Fleiss. Hier sei schon etwas mehr Feingespür nötig als andernorts. "Es gibt dort zum Beispiel extrem gute Techniker, aber nicht alle haben in der Schule Englisch gelernt." Mit ihnen gemeinsam Lösungen zu erarbeiten sei daher in mehrerlei Hinsicht eine Herausforderung. (mak, 10.12.2009, derStandard.at)