Jean Prouvé: Im Bereich der angesetzten Taxe wechselte der 1951 ausgeführte Tisch für 45.000 Euro (brutto 62.460) den Besitzer.

Foto: Dorotheum

Bis inklusive 21. Dezember, wenn die letzte Auswahl an Büchern und dekorativer Grafik des Jahres über das Auktionspult den Besitzer wechseln wird, herrscht im Dorotheum die übliche Betriebsamkeit. Vom vorweihnachtlichen Einkaufsboom profitiert hauptsächlich der Freiverkauf, zu ebener Erde im sogenannten Glashof etwa, wo man unverkauft gebliebene Versteigerungskandidaten in Begleitung anderer Kunstgegenstände versammelt hat, und in der Schmuckabteilung sowieso.

Mit der vom 23. bis 27. November abgehaltenen vierten Auktionswoche haben Hausherr Martin Böhm und sein Team das Hauptsoll des Geschäftsjahres hinter sich gebracht. Mit 9,56 Millionen Euro brutto trug dieser Reigen gegenüber der Vergleichsveranstaltung von 2008 (8,62 Mio. Euro) mehr als passabel zur bisherigen Bilanz bei. Im Detail blieben die Umsätze und Verkaufsquoten in den Sparten Klassische Moderne (minus 13 Prozent) und Design (minus zwölf Prozent) deutlich unter jenen des Vorjahres, während Zeitgenössische Kunst (plus 21 Prozent), Juwelen und Uhren (plus 31 Prozent), Jugendstil (plus 60 Prozent) und Silber (plus 17 Prozent) ihre Performance deutlich verbessern konnten.

Ja, die Sparte Silber erfreute sich, über das gesamte Jahr gerechnet, derart fulminanter Nachfrage, dass sich Experte Georg Ludwigstorff nach zwölf Monaten mit 3,8 Millionen Euro brutto sogar das höchste Total in der Geschichte des Dorotheums an die Fahnen heften darf.

Obwohl die in den vier Auktionswochen eines Geschäftsjahres erzielten Umsätze zuletzt nur 37 (2007) bzw. 33 Prozent (2008) zur gesamten Auktionsbilanz beitrugen - insgesamt veranstaltet das Dorotheum ja mehr als 600 Versteigerungen jährlich - dürfte man den Jahreswert von 2008 aktuell übertreffen. 2007 trug der Eventreigen dazu 45,94 Millionen (Jahresbilanz 123 Mio. Euro), 2008 immerhin 35,59 Millionen (Jahresbilanz 108 Millionen), 2008 liegt dieser Wert bei 37,76 Millionen Euro und könnte damit zur zweitbesten Jahresbilanz des Hauses beitragen.

Gleichfalls könnte die Zuwachsrate, wie auch schon zum Halbjahr verlautbart, im zweistelligen Bereich liegen.

Das am 1. und 2. Dezember "im Kinsky" mit der 76. Kunstauktion zelebrierte Saisonfinale blieb mit einem Bruttoumsatz von 2,55 Millionen Euro dagegen deutlich unter den Erwartungen (4,2 bis 6,8 Mio.). "Weihnachten ist auch nicht mehr das, was es einmal war", ließ Otto Hans Ressler seiner Enttäuschung über das wählerische Kaufgehabe seines Publikums freien Lauf.

Zu den bitteren, weil unbebotenen Pillen, gehörte etwa Herbert Boeckls Porträt des Dominikanerpaters, für das sich wohl auch wegen der vergleichsweise hohen Taxe (150.000-250.000) kein einziger Interessent eingefunden hatte.

Eine große Retrospektive macht eben noch keinen Markt, lautet die Lektion. Seit Anfang des Jahres spielte man an der Freyung et-wa 20,6 Millionen Euro ein und darf sich (2007: 21,4 Mio.; 2008: 19,2 Mio.) ebenfalls der zweitbesten Bilanz jemals rühmen. (kron, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 05./06.12.2009)