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Die irrationale Panik vor Spinnen gehört zu den häufigsten Phobien.

Foto: APA/Uwe Anspach

Die Angst vor Spinnen, vor Höhe und die vor dem Autofahren können die Therapeuten des Universitätsklinikums Münster mittels virtueller Realität behandeln.

Foto: Universitätsklinikum Münster

Münster - Phobien sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Eine Arbeitsgruppe des Universitätsklinikums Münster erforscht nun in Kooperation mit der Julius-Maximilians-Universität Würzburg ein ungewöhnliches Therapieverfahren: Patienten können ihre Phobien durch einige Sitzungen in Virtuellen Realitäten loswerden, so das Universitätsklinikum in einer Aussendung.

Dem Gegenstand der Angst ausweichen

Rund zehn Prozent der Bevölkerung leidet unter einer leichten Phobie, schwere treten wesentlich seltener auf. Oft gehen Betroffene jedoch nicht zum Arzt, da es bei vielen Phobien ziemlich einfach ist, dem Gegenstand der krankhaften Angst - zum Beispiel Höhe oder Spinnen - auszuweichen.

Therapeuten behandeln Phobien häufig mit dem so genannten Expositionsverfahren. Dabei setzt sich der Patient im Beisein des Therapeuten der angstbesetzten Situation aus und bleibt so lange in dieser Situation, bis er merkt, dass die Angst kleiner wird, weil sie unbegründet ist. Nach rund zehn Expositionssitzungen sind die Patienten in der Regel dann so weit geheilt, dass sie etwa bei einer Angst vor Spinnen wieder in den Keller gehen können. Der Nachteil dieser Therapie ist, dass sie ist für Ärzte und Patienten sehr aufwändig ist.

Weniger Hemmung vor virtueller Therapie

Die drei häufigsten Phobien können die Therapeuten des Universitätsklinikums Münster mit der virtuellen Realität behandeln: die vor Spinnen, vor Höhe und die vor dem Autofahren. "Bei dem Verfahren mit der virtuellen Realität ist die Hemmschwelle, sich in die angstbesetzte Situation zu begeben, viel niedriger", erklärt Studienleiter Peter Zwanzger. Trotzdem ist der Reiz, der durch das Computerprogramm ausgelöst wird, stark genug, um die Phobie anzusprechen. Wer also krankhafte Angst vor Spinnen hat, bekommt auch vor dem Bildschirm nasse Hände und Herzrasen, wenn er in dem virtuellen weißen Zimmer steht, in dem sich gleich mehrere der Kriechtiere aufhalten. "Angst ist nicht rational", erklärt Zwanzger. Sie habe nichts damit zu tun, wie realistisch eine Situation sei.

Therapie zeigt Wirkung

Dass die Therapie in der Virtuellen Realität wirke, zeigten Studien von verschiedenen Forschungsgruppen weltweit. Begleitet ein Therapeut seinen Patienten in dessen Keller, um die Spinnenangst zu bekämpfen, ist die Situation immer unterschiedlich - schlechte Voraussetzungen für Forscher, die auf gleiche Studienbedingungen angewiesen sind. Durch die gleichen Bedingungen während der Therapiesitzungen mittels virtueller Realität ließen sich wertvolle Forschungsergebnisse ableiten, so die Wissenschafter. (red)