Obdachlosen-Einrichtungen verzeichnen mehr Zulauf als zuvor

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Wien - Die Caritas plant eine zweite "Gruft" - für ausländische Obdachlose. Insgesamt ist die Zahl der Obdachlosen in Wien in letzter Zeit stark angestiegen. Während Obdachlose, die zuvor jahrelang in Wien beschäftigt waren, ein Recht auf Unterbringung haben, gilt das für AusländerInnen nicht. Vor allem EU-Ausländer sind davon betroffen.

Für Nicht-StaatsbürgerInnen gibt es nur sehr spärliche Betreuung. Mangels Alternativen haben einige der Betroffenen sogar im besetzten Wiener Audimax ihr Quartier aufgeschlagen. "Wir ringen zur Zeit um die Finanzierung des Projekts, rein mit Spenden schaffen wir es nicht", erklärte Caritas-Direktor Michael Landau am Freitag zum Start der Kampagne "Spenden wärmt!" in Wien.

Die zweite "Gruft" soll in Zusammenarbeit mit der Stadt entstehen, so der Wunsch der Caritas. Einen fixen Ort gibt es noch nicht. Es werden dafür noch Räumlichkeiten gesucht, hieß es.

Schon jetzt betreut die Organisation 65 Ausländer und stellt ihnen Schlafplätze zur Verfügung. Zudem gebe es Angebote, die allen Nationalitäten offen stehen würden - zum Beispiel die Canisi- und Francescobusse, die arme Menschen mit Essen versorgen, oder das Tageszentrum St. Josef in Währing.

Zehn Prozent mehr Nächtigungen

Generell nimmt die Zahl der Hilfesuchenden kontinuierlich zu: Obwohl in der Bundeshauptstadt das Angebot in den vergangenen Jahren ausgebaut wurde, stiegen zum Beispiel in der "Gruft" die Nächtigungszahlen. "Bis November verzeichneten wir ein Plus von rund zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr", weiß Landau. Aktuell schlafen jede Nacht rund 100 Menschen unter der Barnabitenkirche in Mariahilf.

Durch den Anstieg der Hilfesuchenden würde auch der Bedarf an finanziellen Mitteln steigen. "Trotz Unterstützung durch die Stadt sind wir auf deutlich mehr Spenden angewiesen, als noch vor einigen Jahren", appellierte der Caritasdirektor. Diesen Winter haben Österreicher die Möglichkeit, mit einem "Gruft-Winterpaket" um 50 Euro zu helfen. Damit wird ein schneefester Schlafsack und warmes Essen für einen Menschen auf der Straße finanziert.

Laut Stadt Wien besteht kein Mangel an Angeboten. Die Kritik am System der Wiener Wohnungslosenhilfe laufe deshalb ins Leere, weil "dieses System europaweit an der Spitze steht", beschied Gemeinderätin Tanja Wesehly via Aussendung. Dabei könne man - wie auch im Fall des Audimax' - nur für Wiener Obdachlose sorgen: "Das sieht richtigerweise das Gesetz so vor. Nur so lässt sich Sozialtourismus nach Wien vermeiden." Der zuständige Fonds Soziales Wien (FSW) betreut in Wien 5.470 Menschen, für die 4.000 Wohnplätze bereitstehen. (APA, red)