Salzburg - Zwar betont die neu gegründete "Initiative Kulturstadt Salzburg", dass ein neues Bewusstsein und eine neue Haltung von Politik und Gesellschaft gegenüber allen Sparten von Kultur verbessert und verändert werden soll - tatsächlich haben sich aber vor allem die etablierten Kulturinstitutionen und deren Vertreter zu dieser "Bürger"-Initiative zusammengeschlossen. Am Freitag brachte die Gründungs-Pressekonferenz noch wenig konkrete Anliegen und Pläne.

Initiativensprecher Fritz Urban, Vizepräsident der Stiftung Mozarteum, Lutz Hochstraate, Camerata-Geschäftsführer und ehemaliger Intendant des Landestheaters, sein Nachfolger Carl Philip Maldeghem, der Präsident der Stiftung Mozarteum, Johannes Honsig-Erlenburg, Szene-Chef Michael Stolhofer, Heinrich Spängler, Präsident der Freunde der Salzburger Festspiele, und Sohn Carl Philipp saßen auf der Pressebühne. Die Liste der Unterstützer liest sich wie das Who is Who der Salzburger Hochkultur und der etablierten Wirtschaftsbetriebe. Von der Hoteliersvereinigung über die Industriellenvereinigung bis hin zu Wirtschaftskammer, Museen, Galerien, Tourismusverbänden und Immobilien-Agenturen oder Autokonzernen - alle wollen die Kultur in Salzburg zur "Hauptsache machen".

Wie genau das gehen soll und was konkret die Forderung an die Politik ist, das blieb trotz vieler Journalistenfragen im Unklaren. Die Ziele der einzelnen Arbeitsgruppen und ihrer Leiter: "Die Marke Salzburg international besser vertreten und die Kunst-Studenten aus 60 Nationen mehr beachten" (Honsig-Erlenburg), "Medien informieren und als Partner gewinnen (Julia Müller von den Festspielen), "keine Neid-Diskussion und keine Lokalscharmützel, sondern Dialektik über Kultur als Standortfaktor" (Maldeghem).

Hintergrund

Entstanden ist die Initiative aus Unmut über Reaktionen der Politik auf die drohende Abwanderung der Berliner Philharmoniker von den Osterfestspielen. Auch vom 2001 beschlossenen städtischen Kulturleitbild sei Wesentliches nicht umgesetzt. Und das Einstellen des Kulturinformationsmagazins "Monat" sowie die mögliche Verdrängung von Szene-Veranstaltungen auf dem Residenzplatz durch Übertragungen der Fußball-WM (Urban: "Fußball gehört ins Stadion") hätten die Initiativen-Gründung nahegelegt. Immerhin, nach journalistischen Einwänden wurde auch das Jugendzentrum MARK in die Wunschliste aufgenommen.

Zielrichtung ist - auch wenn das nicht explizit ausgesprochen wurde - die Lokalpolitik. "Wir wollen der Politik Mut machen. Auch mit Kultur sind Wahlen zu gewinnen. Wenn man alle Zuschauer der Salzburger Kulturveranstalter zusammenrechnet - allein die 77 vom Dachverband Salzburger Kulturstätten vertretenen Vereine bringen es auf über eine Million Zuschauer pro Jahr -, dann sind mit der Kultur sehr wohl Wahlen zu gewinnen", wie es Hochstraate formulierte. (APA)