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Kommt 2010 der Crashtest für Österreichs Autohandel? Bisher waren Insolvenzen stabil, laut Experten könnte sich das ändern.

Foto: Reuters

Wien - Es ist eine "kleine Sensation", sagen Branchenkenner. Nach dem Ausbruch der Krise waren die Vorhersagen für den Autohandel so düster wie nie zuvor. Ein Jahr und eine Verschrottungsprämie später sieht es so aus, als könnte 2009 das beste Jahr in der Geschichte des österreichischen Pkw-Handels werden. Seit Jahresbeginn wurden mehr als 315.000 Pkw neu zugelassen, das ist der bisher zweithöchste Jahreswert.

Selbst die Zahl der Kurzzulassungen, bei denen Autos nur einen Tag oder einige Monate angemeldet werden, um die Statistik der Autobauer zu schönen, ist im Jahresvergleich rückläufig. Doch inzwischen werden die Warnungen vor einem harten Absturz 2010 lauter: In Deutschland könnten im kommenden Jahr um bis zu eine Million Pkws weniger zugelassen werden, warnt der Verband der Automobilindustrie. Wie ein Rundruf bei Autohändlern zeigte, wachsen auch in Österreich die Befürchtungen. Die im Juli ausgelaufene Prämie hat Käufer veranlasst, ihre Kaufentscheidung vorzuziehen, "da ist klar, dass das Loch irgendwann kommen wird", sagt Wifo-Konsumexperte Michael Wüger.

Warnungen vor der Flaute

Bis Oktober sprachen Autohändler zwar von "psychologischen Nachwirkungen" der Prämie, sie habe Autokaufen generell wieder in gemacht. Dieser Effekt scheint aber nun nachzulassen. Honda-Händler in Wien berichten ebenso wie BMW-Verkäufer in Salzburg von einer massiven Flaute in den vergangenen Wochen. Auch die statistischen Spielchen nehmen wieder zu, seit Sommer steigt die Zahl der Kurzzulassungen wieder.

Saisonbedingt muss die Flaute nicht unbedingt außergewöhnlich sein. Doch es könnte bald schlimmer kommen: "Der Markt verträgt einfach keine 320.000 Autos" , sagt der Chef des Branchenanalysten Eurotax, Henrik Kinder. Im kommenden Jahr könnten Neuzulassungen um bis zu 15 Prozent wegbrechen, beim Wifo ist in der optimistischsten Prognose von einem Minus bis zu fünf Prozent die Rede.

Eine zentrale Frage dabei ist, wie fleißig Unternehmen Pkws kaufen werden. Denn durch die Verschrottungsprämie hat sich die Entwicklung der vergangenen Jahre umgekehrt. 2007 und 2008 waren Konsumenten zögerlich, der Markt war rückläufig, während viele Unternehmen ihre Fuhrparks erweiterten. 2009 war das anders: Heuer nahm der Privatkonsum um 33 Prozent zu, Investitionskäufe, hier gab es keine Prämie, sackten ab.

Denn Händlern geht es aber gar nicht nur um die Zahlen. Mit der Krise kam der Trend zu Kleinwagen. Aber je billiger das Auto, desto traditionell niedriger die Gewinnmargen. Gute Zahlen bedeuten nicht unbedingt ein gutes Geschäft. "Wir haben mehr Autos verkauft, doppelt so viel gearbeitet und halb so viel Gewinn gemacht" , sagt ein Salzburger Händler.

Wenn nun im kommenden Jahr weniger Autos abgesetzt werden und die Autos auch noch kleiner sind, könnten im Fachhandel Insolvenzen zunehmen. Die Kapitaldecke bei vielen Autohändlern sei dünn, heißt es bei Eurotax. Bisher blieb die Insolvenzwelle jedenfalls aus: Seit Anfang Jänner wurden im Kfz-Handel und bei Reparaturwerkstätten laut Kreditschutzverband 87 Insolvenzen eröffnet. Das sind exakt so viel wie 2008.

Überhaupt gibt es am Automarkt nicht nur Pessimisten. Mazda-Importeur Burkhard Ernst ist für das nächstes Jahr zuversichtlich, nicht zuletzt, weil man die Situation in Deutschland und Österreich nicht vergleichen könne. Für Österreich erwartet er heuer wie 2010 in etwa gleich viele "echte Neuzulassungen" , also von rund 280.000 Autos. Echt deshalb, weil die Kurzzulassungen, die etwa zehn Prozent der Zulassungsstatistik ausmachen, bereits herausgerechnet wurden.

Die Verschrottungsprämie habe zwar vorzeitige Autokäufe ausgelöst. Ernst erwartet in den kommenden Jahren dennoch einen Nachholbedarf. Anders als Anfang 2009 sei der Schock über den Wirtschaftseinbruch nun überwunden, was sich auch positiv auf die Kaufentscheidungen niederschlagen dürfte. (András Szigetvari und Claudia Ruff, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 4.12.2009)