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Travis Rice (Bild) aus Wyoming ist einer der Favoriten beim Air & Style am Samstag in Innsbruck. Die lokalen Matadore Werner Stock und Gigi Rüf wollen ins Finale kommen.

Foto: AP/Bilow

Innsbruck - Mächtig ist er schon, der siebzehn Meter hohe "Kicker", der die Snowboarder in den Innsbrucker Nachthimmel hinaus katapultieren wird. Respekt ist natürlich dabei, wenn man weiß, dass die Sprünge dreißig Meter weit gehen. Vor allem, weil nicht einfach geradeaus, sondern auch kopfüber und mit vielen Drehungen und Rotationen so weit gesprungen wird. Aber Angst?

"Keine Spur", sagt Werner Stock. "Wenn man das jeden Tag macht, ist das fast wie ein Beruf. Trotzdem darf man nie vergessen, dass man einen Extremsport ausübt." Stock, 20-jähriger Zillertaler, lebt vom Snowboarden. Sponsoren überweisen ihm monatlich Geld für wahnwitzige Sprünge - bei Events in der Stadt vor tausenden Fans oder eben vor der Linse von Fotografen. Hauptsache, die Sprünge sind spektakulär und die Markennamen zu lesen.

Am Samstag vertritt Stock gemeinsam mit Gigi Rüf Österreichs Snowboard-Elite beim Air & Style am Innsbrucker Bergisel. Der Hauptbewerb mit 16 Boardern ist hochkarätig besetzt, Favoriten sind der US-Amerikaner Travis Rice sowie die Finnen Antti Autti und Peetu Piiroinen. 12.500 Fans sind im Stadion dabei, für alle ohne Tickets werden Livestreams im Internet angeboten (siehe Webtipp).

In der einschlägigen Szene gilt der Air & Style auch abseits aller Partys und Konzerte (diesmal u. a. The Hives, Clawfinger) als richtungsweisende Institution. Nicht wenige Sprünge, die man für unmöglich gehalten hatte, wurden bei diesem Bewerb uraufgeführt. 2006 etwa, damals stieg der Event in München, zeigte der Deutsche David Benedek erstmals einen sogenannten "Double Cork", drei Drehungen samt doppeltem Salto (vorwärts oder rückwärts). Bei der diesjährigen Auflage beherrschen bereits sieben Rider diesen Trick. Dass ein Rider auf dem Bergisel einen "Dreifachen Korkenzieher", also Rotationen samt dreifachem Salto, auspackt, wie im Vorfeld spekuliert, glaubt Werner Stock nicht. "Aber möglich wär's. Vielleicht ist einer so verrückt."

Der Air & Style ist einer der höchstdotierten Events der unabhängigen Snowboard-Tour "Ticket To Ride" (TTR), einer Non-Profit-Organisation, die von Snowboardern für Snowboarder organisiert wird. Viele Rider, die in Innsbruck am Start stehen, gehen den "Big Air"-Bewerben des Internationalen Skiverbandes (Fis), sozusagen der Konkurrenzveranstaltung, bewusst aus dem Weg, sagt Verena Bossmann von TTR. "Weil sie sich bei uns frei fühlen, von uns besser vertreten werden", sagt sie. "Und weil die Qualität höher ist. Bei Fis-Bewerben gewinnt man mit Sprüngen, bei denen du bei uns nicht einmal ins Finale kommst."

Das Finale ist das erklärte Ziel von Werner Stock auf dem Bergisel. Dafür hat er wochenlang daheim in Hintertux trainiert und etliche Sprünge einstudiert. "Keiner sieht, wie durchtrainiert die Fahrer wirklich sind, keiner sieht, wie ernst wir unseren Sport betreiben", sagt er. "Gesprochen wird über uns oft nur im Zusammenhang mit Partys und dem Fun-Faktor."

Zu Beginn der Woche, als endlich wieder Schnee gefallen ist, konnte der Zillertaler aber auch nicht aus seiner Haut. "Meine Freunde und ich haben die Bretter gepackt und sind nur Tiefschnee gefahren. Einfach nur zum Spaß." Zum Teufel mit dem Training.(David Krutzler, DER STANDARD Printausgabe, 4.12.2009)