Gerald Wenzel

Foto: Volksbanken

Wien - Unruhe herrscht unter den Aktionären der ÖsterreichischenVolksbanken AG, ÖVAG. Die Ankündigung von ÖVAG-Vorstandschef, Gerald Wenzel, im nächsten Jahr 400 Mio. Euro Kapital von den Eigentümern zu holen und dann zu beginnen, das staatliche Partizipationskapital (eine Milliarde Euro; die ÖVAG kann die Zinsen nicht bezahlen) zurückzuzahlen, sorgt für Unverständnis.

Die ÖVAG gehört zu rund 58 Prozent 62 "kleinen" Volksbanken (über die Volksbanken-Holding), 25 Prozent hält die deutsche DZ Bank Gruppe, zehn Prozent die deutsche Ergo Versicherung und 6,1 Prozent die Raiffeisen Zentralbank, RZB. Der Chef der letzteren, Walter Rothensteiner hat bereits vor einiger Zeit Zurückhaltung bei einer etwaigen Kapitalerhöhung signalisiert; auch die deutschen Eigentümer wehren ab. Die DZ-Bank schreibt selbst Verluste und hat Kapitalerhöhungen und Garantien von ihren Eigentümern gebraucht.

Nicht akkordiert

Zudem fühlen sich die Aktionäre auf den Schlips getreten, Wenzels Vorstoß sei nicht akkordiert gewesen, man finde ihn "nicht amüsant" . Keiner der großen Aktionäre denke derzeit daran, Anteile aufzustocken. Ein ÖVAG-Sprecher dazu: "Die Kapitalerhöhung ist für 2010 geplant, die Gespräche mit den Aktionären sind zu führen, wenn es so weit ist."

Die Eigentümer drängen aber zudem darauf, dass der ÖVAG-Vorstand ein "Gesamtkonzept" für die Zukunft der Bank vorlegt, das ist freilich noch in Arbeit. Erst wenn ein zukunftsträchtiger Plan, inklusive etwaiger Verkäufe von Beteiligungen oder Rückzug aus bestimmten Regionen vorliege, könne man über etwaige Kapitalerhöhungen reden. Auch der vorzeitigen Rückzahlung von PS-Kapital können die Aktionäre nichts abgewinnen, die mache "keinen Sinn" . Ein ÖVAG-Banker, der das ebenso sieht: "Wir haben sämtliche Reserven verbraucht und leben nur mit dem Kapital des Bundes."

Stand-alone-Lösung wackelt

Überhaupt mehren sich innerhalb der ÖVAG-Gruppe, die Ende des Sommers in ihrem Bericht an Finanzministerium und EU-Kommission noch von einer Stand-Alone-Lösung ausgegangen ist, die Stimmen, die Bank werde à la longue nicht ohne strategischen Partner auskommen. Eine Meinung, die Wenzel und der Volksbankensektor unter ihrem Verbandsanwalt Hans Hofinger eher nicht teilen, ÖVAG-Vorstandsmitglied Michael Mendel (er sitzt auch im Vorstand der ÖVAG-Tochter Investkredit) soll der Idee dagegen mehr abgewinnen können.

Auch die Bankenaufseher pochen auf ein realistisches Gesamtkonzept, mit dem sektorinternen Bankenverkaufsplan dürfte es nicht getan sein. Wie berichtet will die ÖVAG ihre Töchter Volksbank Wien, Immobank, Ärztebank, Volksbank Linz Mühlviertel und die Factoring-Bank (um 250 bis 280 Mio. Euro) an ihre Eigentümer- Volksbanken verkaufen. Das soll helfen, die ÖVAG-Bilanz zu verkürzen und damit den Eigenkapitalbedarf zu verringern.

Nachdem aber nicht alle regionalen Volksbanken großen Gefallen an dieser Lösung finden, sind die Beschlüsse dafür noch immer nicht gefasst; zudem muss auch die Finanzmarktaufsicht ihren Sanktus geben. "Wir glauben aber, dass das heuer noch über die Bühne geht und der Verkauf auch noch bilanzwirksam wird" , erklärt der ÖVAG-Sprecher dazu. Sollte dem so sein, würde die ÖVAG bei einerEigenkapitalquote von rund 7,8 Prozent landen; ohne Verkauf wären es ungefähr sieben Prozent. "In Zeiten wie diesen ein Riesenunterschied" , kommentiert ein Banker.

Die Bilanz 2009 wird jedenfalls tiefrot ausfallen, dem Vernehmen nach wird der Verlust bis zu einer Milliarde Euro betragen. Das wiederum wirkt sich auch auf die ökonomische Befindlichkeit der kleinen Volksbanken aus: Sie werden ihren Beteiligungsansatz für die ÖVAG um rund 30 Prozent abwerten müssen. (gra, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 4.12.2009)