Xaver Schwarzenberger setzt "Sisi" in Szene: Cristiana Capotondi und David Rott als Kaiserpaar im Walzertraum.

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Xaver Schwarzenberger

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STANDARD: Wie oft hat sich Ihre "Sisi" schon verkauft?

Schwarzenberger: Ich habe irgendetwas gehört von 50.

STANDARD:  Spielt die Aussicht auf kommerziellen Erfolg eine Rolle bei der Entscheidung für einen Film?

Schwarzenberger: Natürlich ist Sisi Populärprogramm und nichts für ein Festival. Sisi ist große Fernsehunterhaltung. Ich habe mich aus zwei Gründen dafür entschieden: Die Figur ist einfach spannend. Der zweite war mein sportlicher Ehrgeiz: In mehr als 50 Jahren ist es niemandem gelungen, dieser Ikone etwas hinzuzufügen und die Geschichte neu zu erzählen. 

STANDARD: Also geht es Ihnen mehr um Ruhm als um die Kohle?

Schwarzenberger: Die Kohle? Ich bin Filmemacher - wenn die Produzenten Sisi an hundert Länder verkaufen, werde ich deswegen auch nicht reicher. 

STANDARD: Man hat den Eindruck, Fernsehfilme sprechen mehr denn je kulturübergreifenden Geschmack an, weil sie sich verkaufen müssen?

Schwarzenberger: Stimmt, ein Problem - besonders für die Autoren. Denn was fange ich mit einer rein italienischen Geschichte an und die Produzenten wollen Geld von Österreich. Dann sagen die Österreicher: Was hat das mit uns zu tun? Dann schreibt man ganze Handlungsstränge hinein, damit das Geld kommt. Das passiert oft. Aber die Qualität des Filmes hängt nicht vom Geld ab.

STANDARD:  Worin unterscheidet sich "Sisi" von "Sissi"?

Schwarzenberger: Mich interessierten die Konflikte. Wie ging es diesem naiven Mädel aus der Provinz, das an den strengsten Hof kam? Wie ging es der Schwiegermutter, einer strammen Verteidigerin der Monarchie? Den Kampf zwischen diesen Charakteren und dem jungen Kaiser fand ich spannend. 

STANDARD: "Sisi" endet mit der Krönung in Ungarn. Warum so bald?

Schwarzenberger: Das war ihr größter politischer Erfolg. Ich wollte den Mythos nicht zertrümmern. 

STANDARD:  Warum nicht?

Schwarzenberger: Kann man natürlich. Ich glaube aber, das will niemand so wirklich. Das wäre sich in zwei Teilen nicht ausgegangen. Dazu bräuchte es noch einen Film. 

STANDARD: Den Sie machen wollen?

Schwarzenberger: Es kann immer eine Fortsetzung geben. Warten wir ab, ob die Zuseher das wollen. 

STANDARD:  Sie zweifeln?

Schwarzenberger: Ja, sicher. Ich finde das extrem spannend, ein Risiko. Aber auch einer der Gründe, warum ich es gemacht habe.

STANDARD: Von Fassbinder über "Alpensaga" bis "Sisi" ist ein langer Weg?

Schwarzenberger: Gar nicht. Anfang der 70er bis Mitte der 80er war das eine ganz andere Auseinandersetzung. Ich kam vom Kunstfilm, habe dann "Otto" gemacht, einfach weil mich das auch mehr interessiert hat. Ich wollte immer schon Sachen machen für mehrere Menschen.

STANDARD:  Sie arbeiten viel mit der richtigen Ausleuchtung. Welche Farbe hat "Sisi"?

Schwarzenberger: Weil die Hauptlichtquelle Kerzen sind, hab ich gelbliche, orange, warme Farbtöne verwendet. 

STANDARD: Ist Ihre "Sisi" Kitsch?

Schwarzenberger: Keineswegs. Die alte Sissi: Das ist Kitsch. Blau, gelb, weiß - laute, schreiende Farbgebung. Das hatte mit der Entstehungszeit zu tun: Sissi war einer der „Aufbaufilme" der Nachkriegszeit. Ich habe ihn mir vor Sisi angesehen. Es war wirklich erschreckend - eine Mischung aus Heimatfilm und Operette. Ich habe nichts Gutes gefunden. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 4.12.2009)