Der erste Gedanke: Da ist jemand in denselben Zaubertrank gefallen wie Carlos Santana. Schließlich spielen Lindani Buthelezi und Mpumi Mcata auf eine Art Gitarre, zu der der Volksmund sagt, da fudelt sich einer einen weg. Ja, da schwingt was Onanistisches mit. Gleichzeitig ist es der Grund, warum man sich seit Anfang Oktober mit After Robots abmüht. So heißt das Debütalbum der südafrikanischen Band BLK JKS (eine Verkürzung von Black Jacks), die Musikstile wie Highlife in die Gefilde weißer Rockmusik überführen. Und zwar so, als wollten sie gestern ankommen, also mit angezogenem Tempo, das man auf der Rockseite mit Typen wie Jimi Hendrix oder eben Santana assoziiert.

Das führt zum Teil zu Toleranzprüfungen bezüglich einer Fusion- und Jazzrock-Skepsis, geht sich dann aber immer wieder aus. Wobei der irrwitzige Sound aus üppig angerichteten Drumpatterns und das Vielnotenspiel seine Zeit braucht, um sich zu setzen. Rülps! Hilfreich sind da die Breaks, die dem Sog seine Dynamik verpassen. Da tauchen weit hinten Hörner auf, etwas näher ein Klavierspiel - oder vorn ein Dub-Rhythmus, der die Suppe ein wenig zum Schunkeln bringt. Molefi Makananise am Bass und Tshepang Ramoba an den Trommeln vervollständigen die Band, die wegen ihres genreübergreifenden Zusammendenkens verschiedener Stile schon die TV On The Radio Afrikas genannt wurden.

Entdeckt hat die vier - wie könnte es anders sein? - das Trüffelschwein Wesley Pent alias Diplo, der aus dem Elvis-Presley-Geburtsort Tupelo, Mississippi, stammende Produzent, der regionale musikalische Phänomene collagenhaft zusammenmontiert und damit seit einigen Jahren den weltmusikalischen Dancefloor immer wieder mitdefiniert.

Doch BLK JKS bleiben Rock. Zappelig zwar, wie Diplos Produktionen oft sind, aber nicht mit elektronischen Beats von der globalen Müllhalde unterfüttert. Hier dominieren Afro-Jazz-Riffs - auch so ein Reizwort! -, die mit tribalistischem Getöse und Vollgas diversen Rock-Schemata in die Seite gerammt werden.

Das klingt alles ziemlich anstrengend, aber so sehr hier Details gepflegt werden und wuchern dürfen - BLK JKS unterwerfen den Wildwuchs einem übergeordneten Groove. Den pflegt man einmal mehr, einmal weniger auffällig, aber er ist der Grund, warum die Ergebnisse hörbar bleiben. Am Ende wird man dann von einer akustischen Ballade aus dem Album empfohlen - nur um vorn wieder reinzukommen.

Nicht restlos überzeugend, aber ein Faszinosum allemal. (Karl Fluch / DER STANDARD, Printausgabe, 4.12.2009)