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iTunes und Co.: Wie viel verdienen die Bands der Major-Labels

Foto: EPA/ALESSANDRO DELLA BELLA

Die Musikindustrie beklagt seit Jahren Umsatzrückgänge. Schuld seien der Absatzrückgang bei CDs, Piraterie, Tauschbörsen und, dass legale Downloads den Gewinnrückgang beim CD-Verkauf nicht wett machen. Doch wo bleiben die Musiker in diesem Krieg der Major-Labels mit der digitalen Revolution? Wer verdient bei Musik-Downloads eigentlich und wie viel geht an wen? 

Tim Quirk, Sänger der US-amerikanischen Pop/Punk-Band Too Much Joy, die bis Ende der 1990er-Jahre unter Vertrag des Labels Warner Music stand, ist heute Manager des Online-Musik-Dienstes Rhapsody und hat einen gewissen Einblick ins Geschäft. Doch seine Verwunderung war groß, als er kürzlich aus dem Briefkasten einen Einkommensbeleg zog.

Schlecht abgezockt

Seit einigen Jahren gibt es die Musik seiner einstigen Band auch online zu kaufen. Mit ihren Idependent-Projekten haben sie bis heute immerhin rund 12.000 US-Dollar an Tantiemen verdient, ausgestellt von der Independent Online Distribution Alliance (IODA). Die von Warner Music veröffentlichten Werke haben, seit es sie als Download gibt, im Gegensatz dazu keinen Cent eingebracht.

Dabei hätte sich Quirk wenigstens in etwa so viel von seinen Major-Label-Alben erwartet, wie von seinen kleineren Projekten. Umso größer war die Enttäuschung als er kürzlich nach fünf stillen Jahren endlich einen Einkommensbeleg von Warner Music zugeschickt bekam. Nach fünf Jahren und drei veröffentlichten Alben belaufen sich die Einnahmen durch Tantiemen von digital verkauften Songs und Alben auf lediglich 62,47 US-Dollar.

Aufruhr

Kann es tatsächlich sein, dass die vom größten Musik-Verleger der Welt vertriebenen Werke in fünf Jahren nur 62 Dollar einbringen, während die Independent-Projekte 12.000 Dollar an Tantiemen einstreichen?

In einem öffentlichen Brief, der mittlerweile von diversen US-Medien abgedruckt wurde, verlangt Quirk nun Einblick in die Einnahmen zu bekommen, die Warner mit den Songs und Alben seiner Band bislang gemacht hat.

Rechtlich schwierig

Quirk gibt an, dass die rechtliche Lage bei digitalen Downloads auf für Labels kompliziert ist. Beispielsweise zahlen große Online-Shops den Verlegern Vorschüsse in Millionenhöhe aus, um Zugriff auf den Katalog zu bekommen. Hier ist es fraglich, ob damit einzelne Bands überhaupt vergütet werden müssen. Im Fall von Too Much Joy käme ärgerlicher Weise noch hinzu, dass sich die Werke angeblich noch nicht amortisiert hätten, weshalb sich Warner vorerst um die Vergütung der lukrativen Bands kümmern würde. Auch hier zeigt sich Quirk zwar verärgert, aber einsichtig. Seiner Meinung nach unverständlich sei aber, dass Warner es sich erlaubt, Einkommensbelege zurückzuhalten. Der Konzern wolle einfach nicht sagen, wie viel Geld Quirks Band auf iTunes und Co. bereits erwirtschaftet hat, was den Verdacht auf Unterschlagung erhärte.

Das Absurde dabei: Nicht nur listet die IODA den Einkommensnachweis penibel genau auf, sondern weiß Quirk auch von seinem Unternehmen Rhapsody ganz genau, wie viel Warner generell an online verkaufter Musik verdient. 

(zw)