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Branko Boskovic hat die typische Haltung eines Fußballers nach dem Scheitern eingenommen.

Foto: AP/Heimken

Hamburg - Nikica Jelavic stellte sich ungefähr 1000 Fragen. Antworten fielen ihm keine ein. Nach einem 0:2 in Hamburg und dem schlussendlich deutlichen Scheitern in der Europa League raucht der gewöhnliche Rapid-Schädel. Des Stürmers Löschversuche erinnerten an den armen Feuerwehrmann, der, als das Haus völlig abgebrannt war, feststellen musste, dass es klüger gewesen wäre, den Schlauch mit dem Hydranten zu verbinden. Jelavic: "Man hat nur Vermutungen. Vielleicht hatten wir zu viel Respekt, waren wir im Kopf schwach, körperlich zu müde. Vielleicht haben wir uns überschätzt. Vielleicht sollte man sich nicht zu viele Gedanken machen. Ein Fußballprofi muss in der Lage sein zu vergessen."

Vor der Verdrängung kommt die Einsicht, diesbezüglich waren die Rapidler großartig. Es hat schon Teamspieler gegeben, die ein 1:5 gegen Spanien als nicht so schlecht empfunden haben, die Namen sind der Redaktion bekannt (z. B. Garics und Scharner). Tormann Helge Payer sagte in Hamburg: "Wir waren richtig schlecht. Das Feuer war nicht vorhanden, eine traurige Vorstellung. Der HSV war verunsichert, wir waren aber zu dumm, dies zu erkennen." Kapitän Steffen Hofmann vermisste das "internationale Niveau", und er schloss sich selbst mit ein.

Trainer Peter Pacult hatte seine Emotionen im Griff, der prinzipiell unberechenbare Mann entschied sich für eine sachliche Aufarbeitung der europäischen Reise. Da wurde wider Erwarten, aber überhaupt nicht unverdient Aston Villa ausgeschaltet, schwupps war Rapid in der Gruppenphase. Der HSV galt als Favorit, Hapoel Tel Aviv war die Unbekannte und Celtic Glasgow eine Herausforderung, da konnte in alten Geschichten gewühlt werden.

Im ersten Spiel empfing man den HSV, es wurde über die Höhe der Niederlage spekuliert, der 3:0-Sieg war deutlich. Pacult: "Und dann wurde geträumt." Das folgende 1:1 in Glasgow galt bereits als Enttäuschung, Pacult sah sich "im falschen Film". Die bittersüße Romanze (Dirty Dancing?) wurde zum Horror-Trash, das 1:5 und 0:3 gegen Hapoel erinnerten an den Angriff der Killertomaten. Das 0:2 beim HSV war Kino mit absehbarem Ende. Bei Titanic weiß jeder Vorschüler, dass das Schiff untergeht. Pacult: "Viele Faktoren waren ausschlaggebend. Es fehlte phasenweise die Klasse, ein bisserl Pech war dabei, Fehler wurden gemacht, die man sich international nicht leisten darf. Trotzdem war es eine wichtige Erfahrung." Die internationalen Erfolge von Salzburg seien zu respektieren. "Obwohl sie uns nicht helfen."

Vielleicht aber doch. Schließlich kann sich Tabellenführer Rapid voll auf die Meisterschaft konzentrieren. Jelaviæ hat trotz Schwelbrandes beschlossen, sich auf den Samstag zu freuen, Kapfenberg kommt ins Hanappi-Stadion. Das Happel-Stadion ist am 17. Dezember ausverkauft, wenn mit den ebenfalls gescheiterten Schotten von Celtic die Europa League abgehakt wird. Verteidiger Markus Katzer sagt: "Wir sind es den Fans schuldig, uns darauf sehr zu freuen." Möglicher Filmtitel: Eine schöne Bescherung. (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe, 4.12.2009)