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Wenn auch gilt, der Erholungsprozess wird holprig: Die schwierigsten Hürden scheinen überwunden

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Frankfurt - Mit der Wirtschaft im Euro-Raum geht es 2010 nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) schneller aufwärts als gedacht. Die Experten der EZB haben ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr von 0,2 Prozent auf 0,8 Prozent deutlich angehoben. Allerdings steht die Erholung nach Überzeugung des EZB-Rates auf wackligen Füßen. Deshalb ließ die Notenbank den Leitzins im Euro-Raum am Donnerstag unverändert auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent. Gleichzeitig kündigte Notenbank-Präsident Jean-Claude Trichet einen allmählichen Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes an.

Holpriger Prozess

"Der Erholungsprozess wird holprig sein. Der Ausblick unterliegt vielen Unsicherheiten", sagte Trichet in Frankfurt. Die Notenbank ist für das laufende Jahr ein wenig optimistischer. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde 2009 um 4,0 statt wie bisher erwartet um 4,1 Prozent schrumpfen. "Der Euro-Raum profitiert derzeit vom Lagerzyklus, der Erholung der Exporte und den kräftigen makroökonomischen Anstößen", sagte der Notenbank-Präsident. Weltweit hatten die Zentralbanken mit milliardenschweren Finanzspritzen sowie die Regierungen mit staatlichen Konjunkturprogrammen die weltweite Krise bekämpft. Der Wegfall dieser Hilfen könnte das Wachstum beeinträchtigen, warnte Trichet.

Trotz der Erholung der Konjunktur gab der oberste Währungshüter keine Hinweise auf eine Zinswende. "Der aktuelle Zinssatz bleibt angemessen", betonte Trichet. Wegen der unsicheren Konjunkturlage und der niedrigen Inflationsraten scheint es noch zu früh für diesen Schritt. Niedrige Zinsen verbilligen Kredite für Firmen und Verbraucher und sollen die Wirtschaft anschieben. Die meisten Volkswirte erwarten eine Zinserhöhung erst in der zweiten Jahreshälfte 2010.

Kein Druck von der Preisfront

Von der Preisfront gibt es weiterhin keinen Druck. Die Inflationsrate im Euro-Raum betrug im November 0,6 Prozent. Sie wird nach der EZB-Prognose bis 2011 deutlich unter der Marke von 2,0 Prozent liegen, bei der die Notenbank Preisstabilität definiert. Im dritten Quartal wuchs die Wirtschaft in der Eurozone gegenüber dem Vorquartal preisbereinigt um 0,4 Prozent. Im Moment deute alles darauf hin, dass sich die Wirtschaft auch im vierten Quartal erhole.

Die EZB gab erste konkrete Entscheidungen zum Ausstieg aus ihrer sehr expansiven Geldpolitik bekannt. "Die bessere Lage am Finanzmarkt zeigt, dass im kommenden Jahr nicht mehr so weitreichende Liquiditätsmaßnahmen nötig sein werden wie zuletzt", sagte Trichet. Das nächste einjährige Refinanzierungsgeschäft (Jahres-Tender) zur Versorgung der Banken mit frischem Geld Mitte Dezember werde der letzte seiner Art sein. Zudem wird der Zins nicht im Voraus festgelegt. Er wird anders als bei den ersten beiden derartigen Geschäften voraussichtlich über dem aktuellen Leitzinsniveau von 1,0 Prozent liegen.

Weniger zusätzliches Geld

Auch die zusätzliche Geldvergabe schränkt die EZB ein. Der Sechs-Monats-Tender wird Ende März 2010 zum letzten Mal durchgeführt. Dabei gilt ein fixer Zins für alle Bieter. Die wöchentlichen Verleihgeschäfte will die EZB so lange wie nötig mit fixem Zins durchziehen, mindestens aber bis Mitte April 2010. (APA)