Salzburg - Es sei ihm ein Anliegen, "nicht nur hinter verschlossenen Türen zu arbeiten", sagt Claus Polndorfer, stellvertretender Leiter des psychologischen Diensts in der Sicherheitsakademie des Innenministeriums. Dieser Tage organisiert er den ersten österreichischen Polizeipsychologen- und -wissenschaftskongress in Salzburg. Dort diskutieren Vortragende aus sechs Nationen mit etwa 210 Teilnehmern aktuelle Erkenntnisse aus ihren Disziplinen - es geht um Themen wie Entscheidungsprozesse in kritischen Einsatzsituationen, die Analyse des Waffengebrauchs bei der Polizei, psychologische Begleitung und Supervision für Polizisten, aber auch um Vernehmungstechniken und um Persönlichkeitsmerkmale von Geisterfahrern, Sexualstraftätern oder Brandstiftern.

23 Prozent der Polizisten burnoutgefährdet

Wenig Information gibt es über ein Thema, das der Polizei schon seit Längerem unter den Nägeln brennt: die Burnoutgefährdung von Polizisten. Erst Ende September hatte eine Studie im Auftrag der Salzburger Polizeigewerkschaft für Aufsehen gesorgt. Bei der vom Karmasin-Institut anonym durchgeführten Befragung ist herausgekommen, dass 23 Prozent der Polizisten als burnoutgefährdet gelten müssen - das sind um vier Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt der arbeitenden Bevölkerung. Als Gründe wurden vor allem der hohe Bürokratieaufwand und Arbeitsüberlastung durch Personalabbau genannt.

Ministeriums-Studie erst 2010

Das Innenministerium wollte die Studie der Gewerkschaft nicht mittragen und gab lieber eine eigene in Auftrag - beim psychologischen Dienst der Sicherheitsakademie, in Zusammenarbeit mit den Universitäten Graz und Innsbruck. Während es Ende September noch hieß, die Ergebnisse würden bis Jahresende vorliegen, vertröstet Polndorfer inzwischen auf 2010. Die Erhebung sei zwar abgeschlossen, die Auswertung aber noch nicht. Nur eines könne man sagen: "Die Belastungen nehmen zu." Die Zahlen der Gewerkschaftsstudie will Polndorfer nicht kommentieren: Er habe sie trotz Anfrage nicht bekommen, sagt er. (Markus Peherstorfer, derStandard.at, 02.12.2009)