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Edward Whitacre war schon in Pension, als ihn die US-Regierung im Sommer bat, Verwaltungsratschef bei General Motors (GM) zu werden. Der Hinauswurf von Vorstandschef Fritz Henderson war jetzt bereits sein zweiter großer Paukenschlag innerhalb weniger Wochen.

Der erste: Am Tag vor seinem 68. Geburtstag, dem 4. November, sorgte Whitacre dafür, dass der Verkauf von Opel an ein Konsortium rund um Magna abgeblasen wurde. Im Unterschied zu Henderson hat Whitacre die Idee, Opel zu verkaufen, noch nie gefallen. Bereits bei seiner Bestellung im Juli sagte er: "GM sollte nicht schrumpfen, sondern wachsen."

Dass es "Big Ed", wie Whitacre wegen seiner Körpergröße von knapp zwei Metern genannt wird, nicht mit Schrumpfkuren hat, bewies er in seiner früheren Managerkarriere, in der er vor allem mit seinem Drang nach Größe aufgefallen ist. Der Texaner wurde als langjähriger Vorstandschef des amerikanischen Telekommunikationskonzerns AT&T zu einem der angesehensten Manager des Landes.

Whitacre wurde in einem Vorort von Dallas als Sohn eines Lokomotivführers geboren. Seine Laufbahn ist eine typisch amerikanische Erfolgsgeschichte. Er studierte Maschinenbau an der Texas Tech University und fing 1963 als Ingenieur bei Southwestern Bell Telephone Co an. Whitacre stieg auf, bis er 1990 Chef der Telefongesellschaft wurde, die am Anfang seiner Tätigkeit noch zu den Kleinen der Branche gehörte. Als er 2007 ausschied, war die ehemalige "Baby Bell"-Gesellschaft zum größten US-Telekommunikationskonzern geworden, vor allem durch die Übernahme der AT&T im Jahr 2005. In die Pension verabschiedete sich Whitacre mit einem üppigen Pensionspaket von 158 Millionen Dollar - bis er von der amerikanischen Regierung für den GM-Posten ausgesucht wurde.

Seit der Insolvenz von GM im Juni hält die US-Regierung einen Anteil von 60 Prozent an dem Autobauer. Whitacre muss nun darüber wachen, dass die 70 Milliarden Dollar Steuergeld, die inzwischen in das Unternehmen flossen, gut angelegt sind.

Einer wie er kann es sich leisten, diesen Job als Dienst an der Allgemeinheit zu verstehen. Deshalb gibt er sich mit einem Gehalt von 350.000 Dollar im Jahr als Aufsichtsratschef zufrieden. Als AT&T-Chef verdiente er noch 2,1 Millionen Dollar im Jahr. Wie viele Texaner tritt er gern in Stiefeln auf und ist ein begeisterter Jäger. Von ihm heißt es, er habe keine Geduld für lange Konferenzen und er sei ein knochentrockener Entscheider. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe, 3.12.2009)