Wien - Für "sehr ermutigend" hält der Geschäftsführer der Fairtrade Labelling Organisation (FLO) Rob Cameron, dass die Konsumenten in Zeiten wie diesen zu Fairtrade-Produkten greifen. 2009 erwartet er ein weltweites Umsatzwachstum von 15 bis 20 Prozent. Im Vergleich zu 2008, wo der Umsatz um 22 Prozent auf 2,9 Mrd. Euro gestiegen ist, hat sich das Wachstum aber verlangsamt.

Die Krise hinterlässt ihre Spuren nicht nur beim Kaufverhalten, sondern auch bei den Bauern. Viele Produzenten hätten Probleme an Geld heranzukommen, sagte Cameron am Dienstag bei seinem Wien-Besuch. Aus diesem Grund werde überlegt spezielle Töpfe für Kredite und Kapital einzurichten. Details nannte Cameron keine. Diese sollen im Jahr 2010 kommuniziert werden.

Derzeit ist Fairtrade vor allem im Lebensmittel- und Getränkebereich aktiv. Dies soll auch in Zukunft so sein, da es hier noch großes Potenzial gebe, sagte Cameron. Das Früchte-Sortiment soll beispielsweise um Melonen erweitert werden und beim Gemüse sollen Erbsen hinzukommen. "Wir wollen eine hohe Durchdringung mit unseren Kernprodukten erreichen", sagte Cameron.

Fisch im Sortiment

Angedacht wird aber auch, Fisch in das Sortiment aufzunehmen. Wann diese erstmals im fairen Handel erhältlich sein werden, sei noch nicht entschieden, so Cameron. Ende 2010 könnte es aber in einigen Ländern soweit sein.

Erweitert werden soll aber nicht nur die Produkt-Palette, sondern auch das Abnehmer-Netz. Cameron zeigte sich optimistisch, dass einige große Firmen dem Beispiel des britischen Süßwarenherstellers Cadbury folgen werden. Seit dem Frühsommer 2009 kooperiert das Unternehmen mit Fairtrade. In Österreich arbeitet Fairtrade zum Beispiel mit Zotter und Pfanner zusammen.

1,5 Millionen Bauern

Weltweit gibt es rund 1,5 Mio. Fairtrade-Bauern in 58 Ländern, inklusive ihrer Familien leben 7,5 Mio. Menschen vom "fairen" Handel. Fairtrade-Bauern müssen soziale Mindeststandards - darunter gerechte Entlohnung der Feldarbeiter und Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit - und bekommen dafür mehr Geld als im üblichen Großhandel.

In Österreich erzielte Faitrade 2008 einen Umsatz von 65 Mio. Euro (+24,3 Prozent). Für 2009 rechnet Fairtrade-Österreich-Geschäftsführer Hartwig Kirner mit einem Plus von 10 Prozent. Hierzulande werden die Fairtrade-Produkte seit 1993 verkauft, mittlerweile nicht nur in Spezialläden sondern auch in den großen Supermarktketten. Erstmals eingeführt wurde die Marke 1988. Damals wurde in den Niederlanden der erste Fairtrade-Kaffee aus Mexiko verkauft. (APA)