Das deutsche Verlagshaus Gruner + Jahr will sich in seiner Suche nach einem geeigneten Geschäftsmodell für das Internetzeitalter offenbar stärker an dem Beispiel der USA orientieren. Auf besonderes Interesse stößt dabei vor allem der Vorschlag, eine verlagsübergreifende gemeinsame Vermarktungsplattform nach Vorbild von Apples Online-Musikshop iTunes zu errichten. "Die Kollegen in den USA gehen da in die richtige Richtung", erklärt Verlagschef Bernd Buchholz gegenüber der Zeitung "Rheinische Post".

Die Idee, dass sich mehrere große Verlagshäuser zusammentun, um eine Art Online-Kiosk für Magazine zu entwickeln, über das sie dann ihre Publikationen entweder in gedruckter oder digitaler Form vertreiben können, bezeichnet der Boss des größten Druck- und Verlagshauses in Europa als durchaus interessantes Modell. "Wir brauchen eine Lösung, bei der die Angebote vieler Verlage einfach abrufbar sind und die Nutzer diese auch einfach zahlen können. Es wäre schlau, wenn sich da Verleger für die erforderlichen technischen Strukturen in einem großen Rahmen austauschen", so Buchholz.

Gespräche noch am Anfang

Mit dem einen oder anderen deutschen Verleger habe man bereits darüber gesprochen, wie sie zu der Umsetzung eines derartigen Konzepts stehen würden. "Es gibt verlagsübergreifende gemeinsame Interessen, die ausgelotet werden müssen", ist Buchholz überzeugt. Darüber, ob, wann und mit wem ein "iTunes für Magzine" auch in Deutschland realisiert werden könnte, macht der Gruner + Jahr-Boss allerdings keine näheren Angaben.

"Natürlichen machen sich die Verlage auch in Deutschland verstärkt Gedanken über mögliche Geschäftsmodelle für die Zukunft. Was die Verwirklichung einer gemeinsamen Vermarktungsplattform betrifft, die für Verlage und Kunden sicher gleichermaßen von Vorteile sein könnte, stehen die Gespräche aber derzeit noch am Anfang", stellt Alexander von Reibnitz, Geschäftsführer Digitale Medien und Neue Geschäftsfelder im Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) http://www.vdz.de, auf Anfrage von pressetext klar.

Viele Ideen und Konzepte

Um eine Lösung für die zentralen Herausforderungen der Zukunft zu finden, sei ein gemeinsames Vorgehen der Verlage sicherlich sinnvoll. "Es bringt nichts, wenn jeder Verlag für sich einen eigenen Standard aufbaut. Das Konzept eines Online-Kiosks, der als zentrale Anlaufstelle für mehrere verschiedene Magazine dient, halte ich für sehr spannend", meint von Reibnitz. Bei derartigen gemeinsamen Projekten müssten aber unbedingt die geltenden kartellrechtlichen Bestimmungen beachtet werden.

Die Errichtung einer gemeinsamen Vermarktungsplattform sei aber sicher nicht der einzige Ansatz für die Zukunft, den sich die Verlage gegenwärtig genauer anschauen würden. "Es gibt hier viele verschiedene Ideen und Konzepte, die diskutiert werden. Letztendlich wird sich nur das konsumentenfreundlichste von ihnen durchsetzen", so von Reibnitz. (Pte)