Telfs - "Warum sollten die Telfer Türken nicht ihr Minarett haben, das sind doch auch Leute", sagt eine ältere Telferin. Und: "Wir haben doch auch unsere Kirchen." Gäbe es in Österreich eine Volksabstimmung gegen den Bau neuer Minarette, würde sie sicher nicht unterschreiben.

In der 15.000-Einwohner-Gemeinde Telfs mit ihren rund 2500 Muslimen steht seit 2007 ein Minarett. Ursprünglich sollte der Gebetsturm 25 Meter hoch werden, nach Diskussionen einigten sich die Gemeinde und die türkische Religionsgemeinschaft auf 15 Meter Höhe. Ein Anrainer hatte sich beschwert. Auch ein Muezzin wird in Telfs niemanden stören, es herrscht Beschallungsverbot.

Die Stimmung im Ort sei so wie immer, sagt Bürgermeister Stephan Opperer (VP). Die Diskussionen rund um den Bau des Gebetsturms 2007 seien bald abgeflaut: "Das war den Wirbel nicht wert." Menschen mit Migrationshintergrund hätten in Telfs eine lange Tradition: Sie seien als Arbeitskräfte in der Textilindustrie immer erwünscht gewesen. "Wir müssen es miteinander versuchen, wie sonst soll es denn funktionieren?", sagt Opperer. Rund um die Gemeinderatswahl im März 2010 rechnet er aber erneut mit Diskussionen über Ausländer und das Minarett: "Wie üblich wird das vom rechten Lager ausgehen." Die Bewohner der Marktgemeinde hätten aber schon längst verstanden, dass das nur rechte Stimmungsmache sei.

Der 17-jährige Alfred freut sich über den türkischen Einfluss in Telfs. Er hätte Montagmittag gerne ein Döner Kebab gehabt, aber: "Das Standl hier neben der Apotheke hat leider geschlossen." Für eine junge Frau ist die Situation nicht so einfach: "Könnten wir denn eine Kirche in der Türkei bauen?" Probleme habe sie aber weniger mit der Religionsausübung denn mit der patriarchalen Kultur: "Die Männer nehmen sich alles heraus, und ihre Frauen sitzen zu Hause." (Verena Langegger/DER STANDARD, Printausgabe, 1.12.2009)