Korneuburg (APA) - Knapp ein halbes Jahr nach dem Mord an einem Heurigenwirte-Ehepaar in Pachfurth (Bezirk Bruck an der Leitha) ist am Landesgericht Korneuburg am Montag der Prozess gegen den des Mordes in zwei Fällen, Mordversuchs und Raubes angeklagten Mannes fortgesetzt worden. Am Nachmittag sollten die Geschworenen noch die Aussage der am 1. Juni (rpt 1. Juni) angeschossenen Tochter der Opfer hören, dann könnte es zu einem Urteil kommen.

Der Prozess hat am vergangenen Donnerstag begonnen, der Angeklagte leugnete bisher. Schwer belastete ihn heute das DNA-Gutachten: Die am Türgriff des Hintereingangs sichergestellte Mischspur zeige das Hauptprofil des Verdächtigen. Lediglich eine von 2,4 Millionen Menschen könnte die Spur verursacht haben, erläuterte Gutachterin Christa Nussbaumer. 99,9 Prozent der Bevölkerung seien auszuschließen, der 48-Jährige sei mit großer Wahrscheinlichkeit der Hauptverursacher gewesen.

An Augen erkannt

Zur Identifizierung des mutmaßlichen Täters hatten Polizeibeamte - im Beisein von Verwandten - der Tochter noch in der Intensivstation des Krankenhauses einen Lichtbildkatalog mit Fotos von 14 Männern vorgelegt. Bei Lichtbild Nummer vier habe sich der Puls der Schwerverletzten beschleunigt, die Überwachungsmonitore gaben akustische Signale ab. Sie habe in der Folge gesagt, den Verdächtigen vor allem an den Augen und -brauen erkannt zu haben.

Der damals im Obergeschoß des Hauses befindliche Freund (20) der Tochter wollte nur in Abwesenheit des Angeklagten aussagen. Seine Schilderung machte die Dramatik der Ereignisse deutlich. Die beiden waren gegen 22.30 Uhr gerade zu Bett gegangen, als sie von Geräuschen aus dem ersten Schlaf gerissen wurden, die sich nach seiner Meinung wie Schüsse anhörten. Die 21-Jährige meinte, dass die Mikrowelle hinunter gefallen sein könnte und sie nachschauen werde.

Freundin schwer verletzt gefunden

Er habe Angst gehabt und sei deshalb oben schaute aber seiner Freundin vom Stiegenabgang aus nach: Sie habe unten die Tür zum Heurigenlokal geöffnet, lief aber sofort zurück und "hat angefangen zu schreien". Unmittelbar darauf habe er ganz kurz den Täter gesehen, der seiner Freundin nachfeuerte. Daraufhin rannte der 20-Jährige sofort ins Zimmer zurück, kletterte durch das Fenster auf den Balkon und über das Geländer auf das Dach des Nachbarhauses, wo er sich versteckte, bis unten ein unbeleuchteter Wagen - "es war sicher ein weißer Peugeot" - wegfuhr. Dann kehrte er zurück, fand seine schwer verletzte Freundin noch am Leben und rief die Polizei an. "Ich habe ihre Hand gehalten und mit ihr geredet, damit sie wach bleibt."

Ein weiterer Zeuge hatte kurz nach 22.45 Uhr einen weißen, unbeleuchteten Peugeot mit hoher Geschwindigkeit vorbeirasen gesehen. Am Fluchtweg dürfte der Verdächtige dann an der Autobahntankstelle Nickelsdorf (Burgenland) zum Tanken und Kaffeetrinken gehalten haben - darauf lasse eine um 23.25 Uhr ausgestellte Rechnung schließen. Die Videoüberwachung der Anlage war aber an jenem Abend defekt. (APA)