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Wien - Wer lange weg war, hat viel zu erzählen. Umgemünzt auf das Konzert des US-amerikanischen Trios Yo La Tengo, bedeutet das, dass es am Donnerstagabend ein langes und üppiges Wiedersehenskonzert gab. Nur gerecht, schließlich war die Formation aus Hoboken (New Jersey) ganze 14 Jahre lang auf keiner österreichischen Bühne zu sehen gewesen. In dieser Zeit haben Ira Kaplan, seine Frau Georgia Hubley und James McNew eine Reihe hervorragender Alben veröffentlicht, und Yo La Tengo sind so etwas wie Lieblinge der US-amerikanischen Independent-Rock-Szene geworden.

Erreicht wurde dieser Status mit einer Mischung aus sixtiesseligen Folk-Rock-Stücken, lärmigen Songs, in denen das Erbe von The Velvet Underground gepflegt wird und ruhigen ambientartigen Arbeiten, die von getragenen Keyboardklängen und daraus modulierten Sounds bestimmt sind. Nachzuhören auf Alben wie I Can Hear The Heart Beating As One (1997) oder auf dem im September erschienen Popular Songs.

Live wurde mit Little Honda, einer Beach-Boys-Coverversion, eröffnet, die Gänge wurden damit hochgeschaltet - um in ein zehnminütiges, repetitives Freakout (The Glitter Is Gone) überzuleiten, mit dem man sonst gerne beginnt. Da würgte Kaplan tiefgebeugt die Gitarre, während Hubley und McNew stoisch ihre Parts beisteuerten.

Es folgten Ausflüge in den Folk-Bereich, zu hübschen Popsongs wie dem traumwandlerischen Stockholm Syndrome das McNew sang, Autumn Sweater oder zum geheimen Hit des neuen Albums Periodically Double Or Triple mit seiner einnehmenden Orgelmelodie. Im Prinzip war also alles eitle Wonne, allein die Chronologie der Stücke verhinderte immer wieder eine tatsächlich mitreißende Gesamtstimmung. Zu oft wurde das Tempo rausgenommen oder eine Abbiegung genommen, die es gerade dann nicht gebraucht hat. Schade, aber toll. (Karl Fluch, DER STANDARD/Printausgabe, 28./29.11.2009)