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Horst Seehofer platzt wegen des Kapitalbedarfs der Kärntner Hypo langsam der Kragen. Er fordert nun auch Hilfe aus Berlin.

Foto: Reuters/Orlowski

Die Sanierung der Kärntner Hypo wird immer schwieriger. Bayerns Ministerpräsident Seehofer fordert nun auch einen Beitrag aus Berlin. Eine Zerschlagung der Bank findet immer mehr Befürworter.

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München/Wien - Die Lage der Hypo Alpe Adria wird immer verfahrener. Mehrheitseigner BayernLB scheint sich zusehends gegen eine Sanierung auf eigene Kosten zu wehren, zumal der Widerstand im Landtag zunimmt. Das hat auch mit der verschlechterten Finanzlage der Münchner Landesbank zu tun, die bereits zehn Mrd. Euro Kapitalzuschuss erhielt und wegen der Hypo heuer erneut rote Zahlen schreiben wird. Die Kärntner Bank dürfte bis zu 1,8 Mrd. Euro brauchen, um ausreichend mit Eigenkapital ausgestattet zu sein.

An den Märkten wird die Wahrscheinlichkeit eines Kollapses nun wieder deutlich höher eingestuft. Das lässt sich an den so genannten Credit Default Swaps ablesen, mit denen man sich gegen den Ausfall von Anleihen der Bank versichern kann. Die Papiere verteuerten sich in den letzten Tagen massiv.

"Systemrelevante Bank in Österreich"

Die Sache wird nun möglicherweise ein Fall für den deutschen Bankenrettungsfonds Soffin. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer forderte am Freitag, "beide Bundesregierungen sollten sich einschalten". Aus Berliner Regierungskreisen verlautete dazu, die BayernLB könne selbstverständlich unterstützende Maßnahmen im Rahmen der Finanzmarktstabilisierungsgesetze beantragen. Die deutsche Regierung habe sich bereits bei WestLB, Hypo Real Estate und anderen Banken engagiert, führte Seehofer weiter aus: "Darum sollte sie das auch in diesem Fall tun." Die Hauptaufgabe sieht der CSU-Mann aber in Wien: "Es handelt sich bei der Hypo Alpe Adria um eine systemrelevante Bank in Österreich, nicht in Deutschland. Deshalb geht es vor allem um die Verantwortung der österreichischen Regierung."

Weil die Münchner Mutter immer weniger Lust auf die teure Stärkung der Hypo verspürt und die Miteigner Land Kärnten und Grawe einen Beitrag ablehnen, gilt eine konzertierte Aktion von Wien und Berlin als nicht ganz unplausibel. Im Gespräch soll auch eine Aufspaltung in einen Österreich- und einen Südosteuropa-Bereich sein. Die inländischen Aktivitäten würden - so berichtet "Format" - nach dem Muster der Constantia von heimischen Banken übernommen werden. Das Auslandsgeschäft solle über eine staatliche Bad Bank verkauft oder abgewickelt werden. Allerdings schloss RZB-Chef Walter Rothensteiner ein Hypo-Engagement aus. Das Institut habe "potente Eigentümer", Wien müsse die Bedienung des Staatsgeldes im Auge haben.

Um den Druck auf die Aktionäre zu erhöhen, wird die Systemrelevanz der Kärntner Bank, die den Bund zur Rettung verpflichtet, zusehends in Frage gestellt. So könnte sich Klagenfurt nicht darauf verlassen, dass die Steuerzahler die Zeche für die Schieflage des Instituts zahlen, ist zu hören.

Girardelli verkaufte 2004

Nichts mit der Hypo zu tun hat übrigens Marc Girardelli. Sein Alpincenter Bottrop wurde, anders als vom STANDARD berichtet, nicht von der Hypo finanziert, Girardelli hat damit "auch keinen Stern gerissen, sondern das Unternehmen 2004 verkauft", wie er betont.

Das von Bayern geforderte Gespräch mit Finanzminister Josef Pröll wird es auch in den nächsten zwei Wochen nicht geben: Pröll holt nämlich die Flitterwochen mit seiner Ehefrau in Mauritius nach. (as, dpa, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28./29.11.2009)