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Im Zug nach Kroatien, in Esther Dischereits Gedichtband lesend, während sich die Hügel aus der Kindheit ins Gedächtnis schieben.

Foto: dpa/Karl- Josef Hildebrand

"Ich höre / zwischen breiten Hüften / eure Töne / manchmal / meine Stimmen / werde schön / so schejn / daß es mir weint"

Esther Dischereit, "als mir mein golem öffnete"

Ja, so hatte ich es mir vorgestellt und nicht anders, schon seit Wochen hatte ich es mir genauso vorgestellt, diese Geschichte werde ich auf der Fahrt durch Kroatien schreiben, nicht an meinem Schreibtisch oder woanders, und ich fuhr dann auch tatsächlich mit den Gedichten von Esther Dischereit von Klagenfurt über Villach nach Ljubljana und von dort weiter nach Kroatien, in die Küstenstadt Rijeka, ich war zu Vorlesungen in mehreren Städten Kroatiens eingeladen. Während ich in der Gedichtsammlung Rauhreifiger Mund oder andere Nachrichten die Zeilen las: "Ich blättere in einem gefrorenen Buch. / Die Wörter wollen nicht herauskommen / So daß ich sie behauche / ein wenig reibe, da, wo sie in der Tiefe liegen / Sie schimmern durch ihren gläsernen Sarg / Wenn ich sie in den Mund nehme / reißen sich meine Lippen an ihnen auf / bis sie rot und warm verquollen sind / dann schließlich kann ich die Wörter / essen" , schob sich ein Schneehügel aus meinem Heimatdorf zwischen die Gedichtzeilen, ein Schneehügel, auf dem wir den frischen Neuschnee niederbrettelten und mit Haselnussruten eine Slalomstrecke aussteckten, auf einem Hügel, auf dem an einem Sommertag Kinder einer Bauernfamilie mit dem Traktor gefahren waren, wobei der Traktor umkippte und ein neben dem Lenker sitzendes sechsjähriges Kind unter sich begrub, seinen Brustkorb zerquetschte, sodass die von den überlebenden Kindern herbeigerufene, zuerst über das Stoppelfeld und schließlich über den steilen Hügel eilende Mutter den Leichnam ihres Sohnes unter dem Sitz des umgekippten Traktors hervorzerren musste und mit dem toten Kind in den Armen als wandelnde Pietà über den Steilhang hinauf, dabei laut das "Vaterunser" und das "Schutzengelmein" betend, zum Bauernhof ging.

Im Zug von Ljubljana nach Rijeka sitzend, immer wieder mit zusammengekniffenen Augenlidern aus dem Fenster schauend, lese ich weiter im Gedichtband Rauhreifiger Mund oder andere Nachrichten von Esther Dischereit, die Zeilen: "Ich kaufte mir deine Blumen / verstreute sie in das Haus / belegten Stühle und Räume / dann kämmte ich dir / neun Haare aus / die trag ich als Sichel / unter dem Hemd / bis mir die Haut verbrennt" , und sehe wieder und wieder diese wandelnde, einmal, zweimal auf dem Hügel zusammenbrechende Pietà vor mir, die Mutter mit ihrem toten Kind in den Armen, ehe sie mit aufgeschundenen Knien ankommt auf dem Bauernhof und den Jungen in der Küche auf den Diwan legt, umringt von den schreienden und weinenden Geschwistern, und auf den Bestatter Stimniker mit seinem schwarzen Mercedes mit den Milchglasfensterscheiben wartet, den "Leichenwagen" , wie wir ihn nannten, den Stimniker, der mit einer Zigarre zwischen seinen bläulichen Lippen mutterseelenallein einen weißen Kindersarg ins Totenhaus trägt, denn der ist ja nicht groß und nicht schwer und dazu auch noch leer, den Stimniker, der in einem Zimmer im ersten Stock des Bauernhauses einen Katafalk aufbaut, auf dem man den Sarg mit dem Kind, das zuvor gesäubert, in seinen Sonntagsanzug gekleidet und frisiert worden ist, gehoben hat, als die Mutter mit aschfahlem Gesicht und eingefallenen Wangen längst schon die Haare des Kindes als Sicheln unter ihrem Hemd trägt, um ein Wort von Esther Dischereit aus dem Gedichtband Rauhreifiger Mund oder andere Nachrichten zu verwenden.

Immer wieder soll die Szegedinergulasch kochende, in schwarze Kleider eingehüllte Mutter ins Aufbahrungszimmer gegangen sein zu ihrem im Sarg liegenden, kleinen, mit roten, gelben und weißen Rosen halb zugedeckten Jungen und soll ihm mit einem Tuch, da der umgefallene Traktor Brustkorb und Lunge zerquetscht hat, den austretenden Schaum vom Mund gewischt haben. "Ich möcht' ein / weißes glattes, / heiß gebügelt / feines Taschentuch / benutzen" , heißt es in der Gedichtsammlung .

Ja, heiß gebügelt und mustergültig glatt soll das Taschentuch sein, denke ich, weiter in den Gedichten von Esther Dischereit lesend, auf der Zugfahrt von Ljubljana nach Rijeka, wo ich es nicht verhindern kann und schon gar nicht verhindern will, dass dieser schwarze Bilderreigen weiter seinen Lauf nimmt und ich im selben Zimmer, in dem der vom umgefallenen Traktor zerquetschte Junge im weißen Kindersarg liegt, den aufgebahrten Halbbruder dieses Kindes vor mir sehe, der, mit einem Loch im Herzen auf die Welt gekommen und, da er nur der Halbbruder war, abgeschoben auf einen verwandtschaftlichen Bauernhof in meinem Heimatdorf, als junger Maurer an einem heißen Sommertag nach der Arbeit die mit Kalk bespritzte blaue Arbeitsmontur abstreifte und in einen kleinen See sprang zwischen die rosaroten und weißen Seerosen, die er mit seinem Gewicht mit in die Tiefe zog, und nicht mehr lebendig auftauchte, obwohl er sich noch krampfhaft festgehalten hatte an den Füßen seines ebenfalls im See badenden gleichaltrigen Arbeitskollegen, der sich losstrampeln musste von den hilfesuchenden Armen des Ertrinkenden, um nicht mit in die Tiefe gezogen zu werden, und dann im selben Zimmer aufgebahrt wurde, in dem in einem weißen Sarg sein Halbbruder mit dem zerquetschten Brustkorb lag.

Aufgebläht soll er gewesen sein wie ein Kirchtagskrapfen, der Ertrunkene, immer wieder fiel das Wort "Kirchtagskrapfen" , wenn vom Unglück und von der Aufbahrung seines Leichnams die Rede war, den man ebenfalls ein paar Tage nach dem Tod fortgetragen hatte, hinauf zur Tragailer Kirche und zum Friedhof, wo man noch heute sein farbiges Brustbild an seinem Grabstein sehen kann, und der, da er ja nur der Halb-Bruder war, nicht im Grab des sechsjährigen toten Kindes bestattet wurde, sondern in einem eigenen Grab, schreibe ich in mein Notizbuch während der Zugfahrt von Ljubljana nach Rijeka. "Bind mir die Zeit ans Knie / damit ich mich weniger beuge / wer die Zeit am Knie trägt / kann sich nicht recht beugen" , lese ich im Gedichtband Rauhreifiger Mund oder andere Nachrichten von Esther Dischereit und kann es auch weiterhin nicht verhindern, dass ich wieder die Mutter sehe, die ihr totes Kind "mit eigenen Händen" , wie es immer hieß, über den Hügel trägt, über den wir, Winter für Winter, mit unseren rotweißen Blizzard-Skiern zwischen den Haselnussstecken hinunterwedelten, die Mutter, die den Kochlöffel quer über den Kochtopf legt - inzwischen hatte die Bäckerin 50 Semmeln gebracht -, ins Aufbahrungszimmer geht und den aus der zerquetschten Lunge austretenden Schaum vom Mund ihres Sohnes wischt.

Immer noch auf der Zugfahrt von Ljubljana nach Rijeka, lese ich weiter im Gedichtband Rauhreifiger Mund oder andere Nachrichten von Esther Dischereit, "Schnüre die / am Himmel ziehen / legen sich / auf die Kleider und Gespräche / wie Perlen auf welkender Haut / bis sich die Nacht / in meinen Morgen wälzt" , und sehe das Land, in dem ich aufgewachsen bin, als zimmergroßes Relief vor mir, in dem alle Kirchtürme mit Tauen und Stricken verbunden sind, ein katholisches Spinnennetz, über den die Schutzengel wohl abstürzen, aber nicht auf die Erde hinunterfallen und schon gar nicht über die Brücke gehen können mit einem Kind, das einen Plastiktraktor unter dem Arm hält, sondern aufgefangen werden, oben bleiben müssen in unerreichbarer Höhe in diesem verstrickten Netzwerk mit den Abertausenden von Tauen und Stricken verbundenen Kirchtürmen dieses Landes.

"Hab auf dem Kopf / den Himmel getragen", heißt es in einem Gedicht von Esther Dischereit, und in einem anderen, "Eishagel im Haar / und dampfende Füße / wenn sich der Himmel / in seine Hände legt" .

Mit meiner Mutter, die schwarze Nylonstrümpfe über ihre mit Krampfadern überzogenen Beine gestreift hatte, bevor sie in ihr Schuhwerk schlüpfte, ging ich durch den Fichtenwald, den Waldweg hinauf, den wir im Winter mit den Blizzard-Skiern und den Haselnussstecken auf den Schlüsselbeinen nahmen, am Rande des breiten Hügels vorbei, wo der kleine Junge vom umfallenden Traktor zerquetscht wurde, schaute immer wieder, an der Hand meiner Mutter mit der Tasche gehend, in die mehrere Pakete Würfelzucker, Linde- und Feigenkaffee eingepackt waren, die wir als Geschenk mitbrachten zur Totenwache.

Meine Mutter und die Mutter des toten Kindes fielen einander weinend in die Arme. Gemeinsam, nebeneinander, keiner war dem anderen auch nur einen Schritt voraus, gingen wir langsam und ängstlich über die Stiege hinauf, dem Geruch entgegen, bis ich mit heftig schlagendem Herzen - hätte ich doch dem toten Kind ein paar überflüssige Herzschläge abgeben können! - die Türschwelle übertrat und vor einem auf einem Katafalk stehenden weißen, offenen Sarg stand, der über und über mit Rosen bedeckt war, in dem ich von weitem die Nasenspitze des toten Buben sehen konnte, woraufhin wir mit einem Fichtenzweig Weihwasser auf das weiße, durchsichtige Bahrtuch spritzten, das langsam auf den Körper des Kindes durchsickerte, und uns hinsetzten zu den Rosenkranz betenden, faltigen Weibern.

Mehrmals erhob ich mich vom Sessel und schaute auf den leicht deformierten Kopf des Kindes, auf die gelben und blauen Flecken in seinem Gesicht, auf den winzige Blasen schlagenden gelblichen Schaum an seinem Mund, setzte mich wieder hin und flüsterte der Mutter ins Ohr: "Mame! Es ist gestorben, aber so schejn!"

Ich werde erlöst von den Bildern der Erinnerung, denn der Zug ist in Rijeka angekommen, ich packe mein Notizbuch, die Füllfeder und den Gedichtband Rauhreifiger Mund oder andere Nachrichten von Esther Dischereit in meine lederne Umhängetasche, werde abgeholt am Bahnhof in Rijeka, ins Hotel gebracht und nehme den Todesfaden erst wieder zwei Tage später auf. In Rijeka gehe ich in die Marien-Wallfahrtskirche, die wenige Jahre vor seinem Ableben auch der gebrechliche und schon schwer von seiner Krankheit gezeichnete Papst Johannes Paul II. besucht hatte, sehe im Heiligenkitschladen eine kleine, weiße, hohle Plastikmadonna, der man die vergoldete Krone abschrauben kann, um den Hohlkörper mit Weihwasser zu füllen, und schütte aus dem Kopf der Plastikmadonna das Weihwasser auf das tote mit einem weißen, durchsichtigen Schleier zugedeckte, im weißen Sarg liegende Kind, packe im Heiligenkitschladen noch drei Lufterfrischer ein, Wunderbäumchen, mit dem Abbild von Papst Johannes Paul II. drauf, das eine riecht nach Vanille, das andere nach Erdbeere, das dritte nach Pfirsich, und das Aufbahrungszimmer riecht nach verwelkenden Rosen und dem Leib des verunglückten Kindes.

Auch als mein Großvater starb, kamen die Leute aus dem Dorf zur Totenwache mit den blauweißen Packungen des Linde-Kaffees und mit dem Melanda-Feigenkaffee, schreibe ich weiter mit meiner Füllfeder mit zittriger Schrift in mein Notizbuch im Omnibus auf der Weiterfahrt von Rijeka nach Zadar, abwechselnd wieder ein Gedicht aus dem Gedichtband Rauhreifiger Mund oder andere Nachrichten von Esther Dischereit lesend, keiner brachte eine Flasche Wein oder selbstgebrannten Schnaps zur Totenwache, immer den grobpulvrigen Linde-Kaffee und den in Scheiben zusammengepressten, in einer gelben Rolle verpackten Melanda-Feigenkaffee. In einem Kasten, der noch heute im elterlichen Schlafzimmer steht - die ganze Zimmereinrichtung soll der Dorftischler aus einem einzigen großen Nussbaum meines Elternhauses mütterlicherseits gezimmert haben -, habe ich die weichen, knisternden Packungen des Linde-Kaffees und die Melanda-Rollen neben- und übereinandergestapelt, und nach dem Begräbnis des Großvaters, als der Bestatter Stimniker das Aufbahrungszimmer leergeräumt, auch die großen, teuflischen Kerzenständer mit dem elektrischen Licht in seinen Mercedes hineingeschoben hatte, habe ich die Linde-Packungen vorsichtig geöffnet, die weißen, im Kaffeepulver steckenden Plastikindianer mit einem Löffelstiel herausgestochert und die Kaffeepackungen mit Uhu zugeklebt, damit sie nicht "ausrauchen" , hat die Mutter gesagt, habe sie wieder hineingestapelt in das Nussbaumkästchen, ganz stolz war ich, denn wir hatten nun genug Kaffee, Frühstück für ein Jahr, Frühstück für zwei Jahre, und dann wird wohl auch bald die Großmutter gehen, die lange schon schwer schnaufend im Bett liegt mit ihrem schwarzen, verfluchten Rosenkranz in ihren pickigen und von der Gicht verkrüppelten Händen, und dann werden wir wieder Linde- und Feigenkaffee haben für ein paar Jahre, und das Heer meiner kleinen Plastikindianer wird sich auch erweitern, zu den Mescalero-Apachen werden die Comanchen und die Sioux dazukommen.

"Wenn der blaßweiße Wind / deine Haut einritzt / dich schneidet / und beißt / hast du eine sichere Erinnerung / daran daß es dich gibt / und du in Hüllen steckst / von denen du welche / gebrauchen und / ablegen könntest" , lese ich weiter im Gedichtband Rauhreifiger Mund oder andere Nachrichten auf der Fahrt im Omnibus von Rijeka in die Küstenstadt Zadar, wo ich ebenfalls am Busbahnhof abgeholt werde und wo ich, da ich ständig unter Leuten und kaum eine Stunde alleine bin, wieder einen Tag lang Frieden habe vor den immer wiederkehrenden Todesgeschichten aus der Vergangenheit.

Aber in Zadar, beim Abendessen, in einem Fischrestaurant, am Vorabend meiner Weiterreise, sagte der mir gegenübersitzende kroatische Literaturprofessor: "Herr Winkler! Ich weiß, dass Sie Karl-May-Kenner sind! Passen Sie auf! Morgen werden Sie auf der Fahrt nach Zagreb mit dem Omnibus genau an der Stelle vorbeifahren, wo Winnetou erschossen worden ist!" Wo also Winnetou erschossen worden ist!, sagte ich im Restaurant leise vor mich hin, ein Stück gegrillten Fisch zerteilend.

Nach einer knappen Fahrtstunde mit dem Omnibus, nachdem wir mehrere Tunnel passierte hatten, schaute ich, mein Notizbuch, die Füllfeder, den Gedichtband Rauhreifiger Mund oder andere Nachrichten von Esther Dischereit in den Händen haltend, gespannt und ununterbrochen aus dem Fenster und erkannte die steinige Landschaft, die beiden großen, markanten Felsen, wieder, wo die Karl-May-Filme mit Pierre Brice und Lex Barker gedreht wurden, dachte, da ich diese Geschichte mit den Gedichten von Esther Dischereit auch genau an dieser Stelle, "wo Winnetou erschossen worden ist" , zu Ende konstruierten wollte, an die weißen Plastikindianer aus dem Linde-Kaffee, an den kleinen, vom umgefallenen Traktor zerdrückten, im weißen, über und über mit Rosen geschmückten Sarg liegenden Jungen mit dem Schaum vor seinem rauhreifigen Mund, an die Mutter des Kindes, die schluchzend am heißen Herd stand, den Rosenkranz betete, das Schutzengelmein verfluchte und mit dem langstieligen höllischen Holzlöffel das vom ungarischen Paprika gerötete Szegedinergulasch umrührte, an die im kochenden und brutzelnden Schweinefett schwimmenden Kirchtagskrapfen dachte ich, die immer mit einer löchrigen Pfanne aus dem kochenden, abrinnenden und abtropfenden Schweinsfett gehoben wurden - "Aufgebläht wie ein Kirchtagskrapfen ist der Ertrunkene im Sarg gelegen!" , sagten die Leute, und an den dort draußen, unter den großen Felsen sterbenden Winnetou, dem die tödliche Kugel in die Lunge gedrungen war, dachte ich, im fahrenden Omnibus sitzend, aus dem Fenster schauend, mich an meine Füllfeder, mein Notizbuch und an die Gedichte von Esther Dischereit festklammernd. Old Shatterhand wischte mit seinem Handrücken den aus der Lunge tretenden blutigen Schaum vom Mund des Indianers. Der Leichnam des Häuptlings der Apachen wurde in Decken gehüllt und auf ein Pferd gebunden. Zwei Tage ritten sie mit dem Toten bis in die Gros-Ventre-Bergen. Angekommen im Tal des Metsur-Flüsschens wurde von den Indianern der Mescalero-Apachen eine tiefe Grube ausgehoben, ehe Winnetou mit seinen Waffen und in seinem Kriegsschmuck, aufrecht auf seinem für das Häuptlingsbegräbnis erschossenen Pferd sitzend, begraben wurde.

Und bereits am nächsten Tag, nach der Rückreise von Zagreb über Ljubljana, nach meiner Ankunft in Klagenfurt, kaufte ich die Karl-May-Filme Winnetou I, II, III, denn ich wollte nun auch auf dem Bildschirm die Landschaft sehen, wie damals, als Kind, als wir mit unseren rotweißen Blizzard-Skiern den Neuschnee auf dem Todeshügel niederbrettelten und ich das erste Mal in meinem Leben ins Kino gehen durfte, wir mit dem Lehrer mit seinem beigefarbenen Volkswagen über die Brücke der Drau nach Ferndorf fuhren, um Winnetou I anzuschauen, nachdem ich meinen, mit weißem Mehl bestäubten Vater in der Mühle wohl eine Stunde lang angebettelt hatte ...

Und: "Ich geh und lasse meine Splitter liegen" , heißt es in einem Gedicht von Esther Dischereit.

(Von Josef Winkler, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 28./29.11.2009)