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Was wäre aus Apple ohne Steve Jobs geworden?

Foto: EPA/ARLEEN NG

Die Berichterstattung rund um Apple dreht sich oft um Gerüchte und Spekulationen. Wie kaum ein anderes Unternehmen hüllt man sich am Inifinit Loop in kalifornischen Cupertino in Schweigen, was zukünftige Produkte angeht. Aber auch Mitgründer und CEO Steve Jobs gibt immer wieder Anlass zu wilden Spekulationen, vor allem wegen seiner Krankheitsgeschichte. Die meisten Spekulationen sind vorwärts gerichtet und betreffen die Zukunft des Unternehmens. Michael Arrington von TechCrunch hat sich nun gefragt, was aus Apple geworden wäre, wenn Jobs 1997 nicht zurückgekommen wäre.

Deal an der Kippe

Jobs hatte das von ihm 1976 zusammen mit Steve Wozniak und Ronald Wayne gegründete Unternehmen 1985 aufgrund interner Machtkämpfe verlassen müssen. 1996 kam Jobs mit dem Verkauf seiner Firma NeXT zunächst als Berater zurück. Bereits ein Jahr später wurde er in den Vorstand gewählt und wurde kurz darauf Geschäftsführer. Laut Arrington, der damals in der Anwaltskanzlei arbeitete, die den Verkauf von NeXT an Apple bearbeitete, sei der Deal keinesfalls sicher gewesen. Apple habe auch Gespräche mit Jean-Louis Gassée über den Kauf seiner Firma Be Inc. und dessen Betriebssystem BeOS für kolportierte 200 Millionen US-Dollar geführt. Gassée habe jedoch weitaus mehr verlangt und so habe sich Apple in letzter Sekunde für NeXT um rund 400 Millionen Dollar entschieden.

Markt umgekrempelt

In dem Jahr als Jobs zurückkehrte, hatte Apple einen Milliardenverlust zu verkraften. Lediglich 4 Milliarden Dollar sei das Unternehmen damals wert gewesen. Heute sind es 184 Milliarden - mehr als HP und Dell zusammen. Von einem schwachen Produktportfolio schaffte es Jobs mit Schlagern wie iPod und iPhone die Musik- und Mobilfunkindustrie vollkommen umzukrempeln. Es ist fraglich, ob Apple auch ohne Jobs so erfolgreich geworden wäre. Und bewahrheiten sich die Gerüchte um das Apple Tablet, könnte der nächste Verkaufskracher bevorstehen.

Kein iPod und kein iPhone

Arrington glaubt, dass ohne Jobs keines der Apple-Produkte so erfolgreich geworden wäre. Es hätte vielleicht einen MP3-Player und ein Handy gegeben, aber sie hätten nicht mehr Aufmerksamkeit erreicht als die Geräte der Konkurrenz. Nicht umsonst habe das Fortune-Magazin Steve Jobs kürzlich erst zum CEO des Jahrzehnts ernannt. Ohne Jobs würden - so vermutet der TechCrunch-Blogger - die heutigen Smartphones anders aussehen. Womöglich sei mobiles Internetsurfen weniger nutzerfreundlich und der Boom von Apps am Handy sei auch ausgeblieben.

"Weniger bunte Welt"

Jobs sei es laut Arrington auch zu verdanken, dass die großen Musik-Labels Titel ohne DRM anbieten. Außerdem habe das Unternehmen mit dem Design seiner iMacs und MacBooks viele andere Hersteller beeinflusst. Apple habe nicht alles richtig gemacht, etwa bei MobileMe oder der Exklusivität des iPhones, darüber könne man aber hinwegsehen. "Weil ohne Steve Jobs' Apple wäre die Welt ein weniger bunter Platz", schließt Arrington seinen Artikel.

Kritik

Dass der Blogger Steve Jobs sehr positiv zugetan ist, ist wohl eine milde Untertreibung. Und zu behaupten, dass es bis jetzt kein anderes Unternehmen geschafft hätte, den Musik- und Mobilfunkmarkt so voranzutreiben wie Apple, ist auch gewagt. Dass Apple mehrere Märkte entscheidend geprägt hat und dies zum Großteil seinem CEO zu verdanken ist, muss aber auch die Konkurrenz anerkennen. Arringtons Ansichten kann man teilen, oder nicht: ohne einen Verkaufshit wie den iPod wäre Apple mit ziemlicher Sicherheit eingegangen.  (br/ derStandard.at 27. November 2009)