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Für Entspannung ist es noch zu früh, "absturzgefährdet" ist die Konjunktur nach vorsichtigen Schätzungen aber nicht mehr.

Foto: AP/Neice

Wien - Die Weltwirtschaft hat sich seit dem Sommer stabilisiert, und damit ist nach Einschätzung des österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) der Tiefpunkt der schweren Rezession überwunden. Darauf deuten die Belebung des Welthandels und der Industrieproduktion hin, erklärte das Wifo am Freitag. Allerdings befänden sich Handel und Produktion der Industrieländer weiter auf sehr niedrigem Niveau, "und das Risiko eines Rückschlags, ausgehend etwa vom labilen Finanz- und Bankensystem, ist nach wie vor gegeben". In den USA dürfte die Lage labil bleiben, weil "toxische Wertpapiere" in erheblichem Ausmaß in den Bilanzen aufscheinen und das Vertrauen zwischen den Finanzmarkt-Akteuren nach wie vor nicht gefestigt ist.

Von Asiens Schwellenländern gehen die stärksten Impulse für die Weltwirtschaft aus. Die in China bereits im 2. Quartal begonnene kräftige Expansion strahlt auf die gesamte Region aus, sagen die Wifo-Experten Markus Marterbauer und Stefan Ederer. In den Industrieländern stütze vor allem die expansive Wirtschaftspolitik die Nachfrage. Dämpfend wirke zunehmende Sparneigung der privaten Haushalte und die Investitionszurückhaltung der Firmen. Das gelte vor allem für die USA, deren 2009 wirksame Konjunkturprogramme mit etwa 2 Prozent des BIP doppelt so umfangreich gewesen seien wie in der EU.

Kräftiger BIP-Rückgang

Im Euro-Raum schrumpfte das BIP von Mitte 2008 bis Mitte 2009 kräftig, "im Durchschnitt des Jahres 2009 dürfte es real um 4 Prozent zurückgehen". Seit Jahresmitte folgt dem tiefen Konjunktureinbruch eine vorsichtige Erholung der Produktion - primär dank expansiver Fiskalpolitik, aber auch wegen des zu Ende gehenden Lagerabbaus und zunehmender Nachfrage aus Asien.

Im Euro-Raum seien jene Länder besonders stark von der Krise betroffen worden, in denen eine Immo-Blase platzte, etwa Spanien und Irland, oder wo die Wirtschaft überdurchschnittlich vom Export abhängt wie Deutschland und die Niederlande. 2010 dürfte die Wirtschaft im Euro-Raum real um knapp 1 Prozent wachsen, nimmt das Wifo an, doch hemmt etwa niedrige Kapazitätsauslastung der Betriebe die Bereitschaft zu investieren. Bremsend wirkt auch, dass 2010 nur noch wenige zusätzliche Stimuli der Fiskalpolitik wirksam sind und der Euro gegenüber dem US-Dollar stetig aufwertet. Zudem sei die Lage vieler europäischer Banken nach wie vor labil. Dies könnte die Bereitschaft zur Kreditvergabe beschränken, so das Wifo. In mehreren neuen EU-Staaten könne trotz Stabilisierung der internationalen Konjunktur auch 2010 kein Wirtschaftswachstum erwartet werden.

Teuerung ließ nach

Die Verbraucherpreise werden 2009 im Jahresabstand vor allem durch den Basiseffekt der Energieverbilligung bestimmt. "Die Teuerung ließ deshalb seit Jahresbeginn deutlich nach, in vielen Industrieländern sank das Preisniveau sogar", so das Wifo. Die internationale Konjunkturerholung werde die Nachfrage nach Energieträgern auch 2010 etwas beleben. Wegen der anhaltenden Unterauslastung der Kapazitäten und der hohen Arbeitslosigkeit dürfte die Inflation trotz der massiven Geldmengenausweitung durch die Notenbanken 2010 erneut sehr niedrig ausfallen.

EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny erwartet für 2010 einen geringen Preisauftrieb. "Wir sind derzeit in einer Situation, in der wir weniger als ein Prozent Inflationsrate haben. Auch im kommenden Jahr wird das nicht wesentlich steigen", sagte OeNB-Gouverneur Nowotny in einem am Freitag publizierten Interview der Tageszeitung "Die Presse". Auch die EZB-Liquiditätshilfen würden die Inflation nicht antreiben. (APA)