Bild nicht mehr verfügbar.

Jack Straw zeigt seinen Verbündeten die Zähne

Foto: Reuters/MacDiarmid
montage: derStandard.at

London - Das Verhältnis zwischen den beiden Kriegsalliierten USA und Großbritannien wird nach Informationen der "Times" durch wachsende Spannungen belastet. Es gebe "haarfeine Risse in der Beziehung", zitierte die Zeitung am Mittwoch einen "Schlüssel- Berater" des britischen Premierministers Tony Blair. Die Differenzen seien sowohl militärischer als auch politischer Natur.

So seien die Briten entsetzt über Vorfälle, bei denen US-Soldaten irakische Zivilisten erschossen hätten. Auf die Frage, ob dies die irakische Bevölkerung gegen die Alliierten aufbringe, habe der britische Militärsprecher Chris Vernon geantwortet: "Das ist in der Tat der Fall." Um sich von den aggressiven amerikanischen Checkpoint-Kontrollen abzusetzen, hätten die britischen Royal Marines in vier südirakischen Städten ihre Helme gegen Mützen ausgewechselt.

Belastet worden sei das Verhältnis auch durch mehrere Zwischenfälle, bei denen britische Soldaten versehentlich von Amerikanern unter Feuer genommen worden waren. Daneben verträten die Regierungen in Washington und London unterschiedliche Positionen hinsichtlich der Behandlung von Kriegsgefangenen, der UNO-Rolle im Nachkriegs-Irak und des Nahost-Friedensprozesses.

Wenn US-Präsident George W. Bush seine Versprechungen zur Veröffentlichung eines "Fahrplans" für den Friedensprozess nicht einhalten sollte, wäre dies ein "ernsthafter Bruch, der die Dinge in Zukunft verändern würde", zitierte die "Times" den namentlich nicht genannten Berater Blairs. Die britische Regierung sei auch verärgert über Drohungen von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gegen den Iran und Syrien, berichtete die "Times".

London distanziert sich von Rumsfelds Drohungen gegen Syrien und Iran

Der britische Außenminister Jack Straw hat ein militärisches Vorgehen seines Landes gegen Syrien oder den Iran ausgeschlossen. In einem BBC-Rundfunk-Interview antwortete er am Mittwoch auf die Frage, ob er besorgt sei, dass der Eindruck entstehen könne, die USA wollten sich nach dem Irak gleich noch Syrien und dem Iran zuwenden: "Das würde mir Sorgen machen, wenn es wahr wäre. Es ist nicht wahr, und mit so einem Vorgehen würden wir in keiner Weise etwas zu tun haben wollen." Die Frage bezog sich auf Drohungen von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gegen die beiden Länder.

Straw betonte, Syrien und der Iran könnten nicht mit dem Irak verglichen werden. "Der Iran ist eine erwachende Demokratie, und es gäbe keinerlei Rechtfertigung für irgendwelche Aktionen", sagte der Minister. "Wir haben eine gute Kooperation mit der iranischen Regierung." Zu Syrien sagte er: "Wir haben hart daran gearbeitet, die Beziehungen zu verbessern." Es sei allerdings wichtig für Syrien, sicherzustellen, dass von seinem Staatsgebiet aus keine Rüstungsgüter in den Irak geschmuggelt würden.

"Nein zur Aggression"

Syriens Außenministerium hatte erklärt, die Regierung habe sich entschieden, an der Seite des irakischen Brudervolkes zu stehen, das von einer ungerechtfertigten und illegalen Invasion heimgesucht werde. Das Land vertrete den Standpunkt der Mehrheit der Staaten der Welt, die "Nein zur Aggression gegen den Irak gesagt hat". Syriens "Wahl" bedeute, dass es sich "auf die Seite des irakischen Brudervolkes stellt". Powell hatte Syrien zu einem "verantwortungsvolleren Verhalten" aufgefordert und erklärt, Syrien stehe nun "vor einer entscheidenden Wahl".

Außenminister Faruk Sharaa hatte erklärt, es sei "im Interesse" Syriens, wenn "die Invasoren im Irak besiegt werden". Syrien gehört derzeit als einziges arabisches Land dem UNO-Sicherheitsrat an.

Blair: "Absolut keine Pläne" für Invasion Irans oder Syriens

Großbritannien hat nach den Worten von Premierminister Tony Blair "absolut keine Pläne" für eine Invasion des Iran oder Syriens. Blair versicherte das am Mittwoch im Unterhaus in London einem Labour-Abgeordneten, der sich auf die jüngsten Drohungen von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bezog. Blair wies darauf hin, dass Großbritannien zu beiden Ländern Beziehungen unterhalte. Die Regierungen in Teheran und Damaskus müssten aber sicherstellen, dass von ihrem Staatsgebiet aus keine Rüstungsgüter in den Irak geschmuggelt würden.

Blair sucht Kompromiss mit USA für Nachkriegs-Irak

Bei den Plänen für den Irak nach Kriegsende sucht Blair jedoch offenbar einen Kompromiss mit den USA. Die USA planen, den Irak nach Kriegsende zunächst einer amerikanischen Militärverwaltung zu unterstellen. Blair, der bisher im Einklang mit anderen EU-Staaten eine starke Rolle der UNO verlangt hatte, rückte am Mittwoch von dieser Forderung ab. Die Alliierten sollten die Macht so schnell wie möglich an eine neue irakische Regierung abtreten, sagte Blair im Unterhaus. Unmittelbar nach dem Konflikt werden die alliierten Truppen selbstverständlich dort bleiben", sagte er auf die Frage eines Abgeordneten, ob die Übergangsregierung von den UNO oder den USA geleitet werden sollte. (APA/dpa)