Das burgenländische Quintett Garish hat es als eine der wenigen heimischen Bands geschafft, nicht nur im Alternativraum von fm4 einen Dauerplatz zu abonnieren ("Silber" lief hier mit angenehmer Ausdauer), sondern auch in Deutschland Fuß zu fassen. Mit deutschen Texten zudem - denn das ist hier in Österreich noch immer keine Selbstverständlichkeit, wie die Rechtfertigungen Thomas Jarmers, des Sängers und Texters der Band, in Interviews zeigen.

Plädoyers für die eigene Sprache als Ausdrucksmittel - die Diskussion hielt man seit der großen Welle deutschsprachigen Alternativ-Pops in der ersten Hälfte der 90er eigentlich schon für obsolet. Aber das soll hier gar nicht weiter vertieft werden; dafür sei oben genannter Zeitraum als Stichwort für den, allen Vorbildern zum Trotz, relativ einzigartigen Sound der Band genommen. Garish changieren zwischen Pop und Rock - und das auf eine Weise, wie es Bands vor dem Einfließen von Beats, Klicks und ähnlich gearteter sanfter Elektronik in den Indie-Pop getan haben. Viel lieber greifen die fünf auf Streicher, Bläser, Melodicas und ähnliches Instrumentarium zurück, wenn denn der Gitarrenklang einmal erweitert werden soll.

Man könnte Element of Crime (ohne Nordsee), die Aeronauten (ohne Rumpelhumor) oder Fink als Vorbilder zitieren - fündiger wird man dennoch eher im britischen Pop. Den Vergleich mit Radiohead werden Garish so schnell nicht loswerden, nicht nur wegen der Vorliebe für Balladen mit gelegentlichen Rockausbrüchen, sondern in erster Linie wegen Thomas Jarmers Beharren auf Kopfstimme-Gesang. Thom Yorke wohnt hier nicht weit.

Dass Garish Pathos nicht fremd ist, davon legen die Texte beredtes Zeugnis ab. Poetische Verschlüsselung mildert dies ab oder steigert es (je nachdem, wie man es sehen will) - und macht aus dem Kontext gerissenes Zitieren zu einem eher sinnlosen Unterfangen. Hier nur ein Beispiel zur Veranschaulichung: einen blaupausenanzug zugeknöpfter atemzug / stürze ich durch jene türen deren zweck ich zugenäht. Nicht zuviel grübeln - verstehen lassen sich die Worte ohnehin nur assoziativ und im Zusammenspiel mit Akkord-, Tempo- und Lautstärkewechseln. Am besten selbst erleben - aber nur, wenn man bereit ist sich drauf einzulassen. (red)