Wien - Die "Wiener Zeitung" ist die älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt: Am 8. August 1703 wurde sie als "Wiennerisches Diarium" gegründet und erschien damals zwei Mal in der Woche an den "Posttagen" Mittwoch und Samstag. Doch schon im beginnenden 18. Jahrhundert wurde auf eine tägliche Erscheinungsweise umgestellt. Von 1703 bis 1857 befand sich die Zeitung in privaten Händen, von Ende 1857 bis 1998 wurde sie von der Staatsdruckerei verlegt und hergestellt, nachdem das Blatt unter Kaiser Franz Joseph "verstaatlicht" worden war. Seit 1998 ist die "Wiener Zeitung eine eigene GmbH im ausschließlichen Eigentum des Bundes.

Ihren "modernen" Namen trägt die "Wiener Zeitung" seit 1780. Von Anfang an war sie als "Vollzeitung" gestaltet, also ohne Beschränkung auf bestimmte Ressorts, wie bei manchen Blättern der frühen Neuzeit üblich. Da die Zeitung von Beginn an mindestens zwei Mal die Woche erschien, war sie auch nie ein Wochenblatt. In den ersten etwa hundert Jahren erschien die Zeitung im "Gebetsbüchelformat" (etwa 20 mal 16 cm), bis zum späten 18. Jahrhundert war sie zumeist acht, manchmal auch zehn Seiten stark. Von 1848 bis 1921 gab es auch eine eigene Abendausgabe, die zumeist "Wiener Abendpost" hieß und einen Schwerpunkt auf Kulturthemen legte.

Kaiserliches "Privileg"

Seit ihrer Gründung war die Zeitung der Staatsverwaltung verbunden und druckte von Anfang an neben den redaktionellen Texten auch offizielle Bekanntmachungen ab. Da es bis 1867 keine verfassungsmäßig garantierte Pressefreiheit in Österreich gab, benötigten die privaten Verleger der "Wiener Zeitung" ein kaiserliches "Privileg", sprich, eine Konzession, die alle paar Jahre neu vergeben wurde. Mit diesem Privileg waren gewisse Auflagen verbunden, so mussten auch Hofmitteilungen ins Blatt gerückt werden. Ein Amtsblatt wurde dem redaktionellen Teil regulär ab 1728 beigefügt. Das Amtsblatt im heutigen Sinn entwickelte sich mit Beginn des 18. Jahrhunderts.

Seit 1703 ist die "Wiener Zeitung" übrigens ohne Unterbrechung erschienen - einzige Ausnahme: 1940 bis 1945. Die nationalsozialistischen Machthaber entschieden bereits 1938, die Zeitung zu schließen, bis 1940 erschien sie noch in abgespeckter Form bzw. als "Rumpf-Amtsblatt". 1945 wurde die "Wiener Zeitung" dann "wiedergeboren". (APA)