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EPA/Adrian Bradshaw
Kürzlich stellte Armin Assinger in der "Millionenshow" die Frage, zu welcher Familie die Lotosblume gehöre. Als angeblich richtige Antwort lautete: zu den Seerosengewächsen. Um dem ORF bei der Erfüllung seines Bildungsauftrags zu helfen, stellen wir hiermit klar: Lotosblumen rangieren als eigene Familie in einer Ordnung mit Platanen-und Protea-Gewächsen.

"Früher zählte Lotos zu den Seerosengewächsen (Nymphaeaceae) in der ursprünglichen Ordnung Nymphaeales", bestätigt der Botaniker Gregor Dietrich, "seit rund zehn Jahren werden sie aber als eigene Familie (Nelumbonaceae) zu den Proteales, einer abgeleiteten Ordnung, gestellt."

Ihre Zuordnung ist nicht der einzige weit verbreitete Irrtum, unter dem die "Blume der Götter" zu leiden hat: Die meisten Menschen nehmen fälschlich an, dass Lotos und Lotus ein- und dieselbe Pflanze sind. Tatsächlich ist Lotos die Lotosblume (Nelumbo), Lotus hingegen der Hornklee (Lotus). "Wegen der oberflächlichen Ähnlichkeit werden aber auch einige Seerosen als Lotos bezeichnet, zum Beispiel die Ägyptische Lotosblume (Nymphaea caerulea) und der Tiger-Lotos (Nymphaea lotus)", erklärt Dietrich.

Die "geschätzte Pflanze"

Der Name Lotos stammt aus dem Griechischen, wo er schlicht "geschätzte Pflanze" bedeutete. Im Lateinischen wurde er zu Lotus. Wie bei Ovid nachzulesen ist, kannten die alten Griechen den immergrünen Baum Jujube (Ziziphus lotus), dessen rasch gärende Früchte berauschend wirkten und Odysseus' Leute außer Gefecht setzten.

Plinius wiederum berichtet über Lotus, der die Kühe zu höherer Milchproduktion antreibt - "gemeint waren irgendwelche gelbblütigen Leguminosen", so Dietrich. "Linné bezog das auf den Hornklee und gab ihm diesen wissenschaftlichen Namen."

Im Hinduismus stellt die Lotosblume das Universum dar: Der Fruchtknoten symbolisiert den Himalaya, die Tepalen die Völker und Kulturen. Brahma erschien im Zentrum, Buddha auf einem Blatt der heiligen Pflanze - im Lotos-Sitz. In primitiven Kulturen gilt die schöne, in stinkendem Faulschlamm wurzelnde Pflanze als Symbol der Reinheit, und auch Wissenschafter der "zivilisierten Welt" forschen intensiv an der Nutzung des Lotos-Effektes: An den großen, schildförmigen Blättern von Nelumbo nucifera bleiben weder Wasser noch Schmutzpartikel haften.

Die größte Sammlung an Lotosblumen und tropischen Seerosen ist im Sommerhalbjahr in geheizten Freilandbecken des Tiergartens Schönbrunn zu besichtigen, ein besonders schönes Exemplar wächst auch im Botanischen Garten in Wien. (DER STANDARD, Printausgabe vom 29./30.3.2003)