Der Geist ist willig, aber das Fleisch schwach. Wer kennt das nicht. Man möchte ja eine Fremdsprache lernen, würde diese auch beruflich benötigen und irgendwie könnte es auch Spaß machen. Einzig, es fehlt an der Zeit und meist bleibt es doch nur beim guten Vorsatz. Soweit so gut. Wäre da nicht das schlechte Gewissen. In fast jedem Job wird heute erwartet, dass man sich zumindest in einer Fremdsprache unterhalten kann. Insbesondere in mittleren Führungskreisen kann es sich als weitreichendes, peinliches Manko erweisen, keiner – und immerhin gibt es in der Europäischen Union neben dem Englischen weitere zehn - Amtssprachen mächtig zu sein. Karriere findet ohne ausreichende Fremdsprachenkenntnisse heutzutage eben nicht mehr statt. Das ist Fakt.

Berufliche Laufbahn und Karriere, das ist das eine. Neugierde und der innere Wunsch, sich zu verständigen, jedoch das primär Wichtige. Denn das Erlernen einer fremden Sprache hat auch etwas mit Bewusstsein und der Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen mit sich und seiner Umwelt zu tun. Oder wie es ein tschechisches Sprichwort treffend auf den Punkt bring: „Mit jeder neu gelernten Sprache erwirbt man eine neue Seele.“ Sprache wird in diesem Zusammenhang als Möglichkeit des Kennenlernens von unterschiedlichen Lebensverständnissen und anderen Kulturen – als Art der Völkerverständigung – begriffen. Die richtige Intonation eines Satzes, das akzentfreie, richtige Aussprechen einzelner Wörter erscheint demnach nebensächlich. Und das ist auch gut so. Das Lernen als Lustprinzip somit wiederentdeckt. Womit wir wieder bei den guten Vorsätzen wären.

Schreiten wir also zur Tat. Das Angebot an Sprachschulen mit ihren unterschiedlichen Lehr- und Trainingsmethoden und zahlreichen Kursvarianten ist vielfältig, eine Auswahl daher dringend notwendig. Welche Methode oder Institution die geeignet ist, entscheidet vor allem die Selbsteinschätzung des eigenen Lerntyps. In meinem Fall „blutiger Anfänger“, jedoch ungemein wissbegierig und – wie sie den bisherigen Ausführungen entnehmen konnten - neu motiviert. Italienisch für Anfänger, ja davon träume ich. Am besten in einer kleinen Gruppe. Und wenn es sein muss auch vor Ort. Dann aber in Florenz.

Die Auswahl

Insgesamt schafften es acht Sprachschulen in die Endrunde, wobei anzumerken ist, dass es sich hier um eine rein subjektive Auswahl handelt. Ausschlaggebend für die Finalteilnahme war einerseits der hohe Bekanntheitsgrad der einzelnen Institute, andererseits – und das war maßgebend – ein ausgeprägter Italienbezug. Lehr- und Trainingsmethoden wurden vorab nicht berücksichtigt.

Die Kriterien:

Ersteindruck im Web (E)
Informationsbereitstellung (I)
Entgegenkommen und individuelle Beratungsbereitschaft (B)
zeitliche Flexibilität (F, sowie das
Leistungsspektrum, sprich Kursangebot (K)
waren die Bewertungskriterien. Die Zensur erfolgte in jeder Kategorie nach bewährter Songcontest-Manier (12 Punkte für den Sieger, dann 10, 8, 7, 6, 5, 4 und immerhin noch 3 für den vermeintlich Letzten), die maximale Punkteanzahl somit 60.

Um eine möglichst faire Ausgangsbasis zu schaffen, erfolgte der Erstkontakt via standardisierter Mail, die zeitgleich an alle acht Aspiranten versendet wurde.

Die Ergebnisse:

Wiener Volkshochschulen am Bsp. VHS Brigittenau, Raffaelgasse 11, 1200 Wien.
Tel.: 3304195, Mail: anmeldung@brigittenau.vhs.at
Web: VHS Brigittenau
Eine solide Vorstellung von Österreichs größter Sprachschulvereinigung. Von Beginn an mit dem Flexibilitätshandikap ins Rennen gegangen, zeigte die Sprachenhochburg Brigittenau schon bald ihre Qualitäten: Kursberatung und differenzierte Veranstaltungsformen werden auf Anfrage individuell angeboten, das Kursprogramm selbstverständlich zugestellt. Überwältigend das Kursangebot, verteilt auf alle Wiener Gemeindebezirke. Eben "Vielfalt statt Einfalt", so das Motto. Unterrichtet wird nach Kompetenzniveaus mit modularem Aufbau. Dafür EU-kompatibel.
E: 8, I: 7, B: 6, F: 3, A: 12; G: 36.
Platz: 3.

Berlitz, Graben 13, 1010 Wien
Tel.: 5128286
Mail: wien01@berlitz.at
Web: Berlitz
Der international tätige Sprachanbieter überzeugte vor allem durch sein dichtes Angebot in Sachen Italienisch: vom dynamischen Gruppenunterricht bis zum Power-Weekend. Hervorzuheben der Methode: Die neue Sprache wird wie die Muttersprache erlernt, durch Hören, Verstehen und Sprechen - kombiniert mit multimedialen Lehrelementen. Daher unterrichten ausschließlich Native Speakers. Vorbildlich auch die Homepage. Einziges Manko: die Beratungsbereitschaft. Die schriftliche Anfrage blieb bis zur Deadline unbeantwortet. Ein weiterer Versuch via Kontaktformular scheiterte ebenfalls. Für die Silberne reichte es aber allemal.
E: 10, I: 10, B: 4, F: 10, A: 10; G: 44.
Platz: 2.

Sprachenzentrum Uni Wien, Alserstraße 23/12, 1080 Wien
Tel.: 4277-18277
Mail: sprachenzentrum@univie.ac.at
Web: Sprachenzentrum Uni Wien Wer glaubt, dass auf Österreichs größter Hochschule die sprachliche Weiterbildung nur Kommilitonen und Graduierten vorbehalten ist, der irrt. Seit Sommer 2001 hält das Sprachenzentrum Tür und Tor für jedermann offen, der Lust auf Sprachen hat. Die Betreuung scheint gut, die Anfrage wurde prompt und sachlich beantwortet. Dringendst empfohlen wird ein Standardgrundkurs. Einzelcoaching und Intensiv-Workout für alle Fälle. Außerdem gibt es noch die Sprachlernbörse und somit einen weiteren Pluspunkt.
E: 7, I: 5, B: 7, F: 5, A: 6; G: 30.
Platz: 5.

Inlingua Austria, Neuer Markt 1, 1010 Wien.
Tel.: 5122225, Mail: wien@inlingua.at
Web: Inlingua Austria
Geteiltes Leid ist halbes Leid. Neben dem Wifi die zweite größere Überraschung im nicht positiven Sinn. War doch die Gesamtperformance der heimischen Tochter des Berner Sprachriesen alles andere als überzeugend. Schon der Ersteindruck der Website ist ein getrübter - die Erwartungshaltung viel zu hoch: Die Anfrage blieb ungehört, an eine individuelle Beratung ist vorerst nicht zu denken. Unverständlich, denn ein Blick auf das eher lieblos aufbereitete Kursprogramm zeigt durchaus Vielfalt und lässt vor allem eines durchblicken: Niveau. Was bleibt, ist der erste Eindruck. Und der zählt.
E: 5, I: 3, B: 3, F: 8, A: 7; G: 26.
Platz: 7.

International Language Services, Getreidemarkt 17/5, 1060 Wien.
Tel.: 5855347 Mail: delphin@dolphin.at
Web: International Language Services
Die eigentliche Überraschung. Aber Beratungsbereitschaft und "Hartnäckigkeit" zahlt sich eben aus. Vorweg: Der Internetauftritt ist - man verzeihe einem Webdesigner das Wort - miserabel, verwirrend und schon gar nicht benutzerfreundlich. Ein schlechtes Omen? Mitnichten - denn was danach kam, glänzte mit Einsatzwille (2 Mails und ebenso viele Anrufe) und Inhalt. Vor allem die Kombination von Kurs und Einzeltraining klingt verlockend. Dennoch knapp am Stockerl vorbei. E: 3, I: 6, B: 12, F: 6, A: 5; G: 32.
Platz: 4.

carpe diem Sprachreisen Leitermayergasse 43/3 1180 Wien
Tel.: 8173780-0 Mail: info@carpe.at
Web: carpe diem Sprachreisen
Ein eindrucksvoller Testsieger. In praktisch allen Kategorien bot der nach eigenen Angaben unabhängige Sprachreiseanbieter Serviceorientierung und Kompetenz. Der Webauftritt ist schön und informativ: vom Einstufungstest, welcher einem schon mal Auskünfte über sein sprachliches Können bietet, über die Unterkunft bis hin zu den verschiedenen Kursarten in den ausgesuchten Kursorten. Einleuchtend auch die Methode: Lernen vor Ort, intensiv oder in Kleingruppen. Einzeltraining nach Wunsch. Daneben Urlaub, Sonne, Meer. Besonders hervorzuheben: maßgeschneidertes Prospektmaterial binnen 24 Stunden frei Haus
E: 12, I: 12, B: 10, F: 12, A: 8; G: 54.
Platz: 1.

Institut Venetia, Große Neugasse 8, 1040 Wien
Tel.: 5868257, Mail: office@venetia.at
Web: Institut Venetia
Ob der Name als Vorzeichen für einen nachhaltigen Lernerfolg steht, kann zwar aus Mangel an Beweisen nicht geklärt werden. Wohl aber, dass sich der vermeintliche Außenseiter in der erlesenen Runde durchaus zu behaupten wusste. Erwähnenswert vor allem das Entgegenkommen und die Einsatzbereitschaft, ein individuelles Lernprogramm zu kreieren. Leider vereitelte ein eher misslungener Webauftritt und ein - für die gestellten Anforderungen - doch zu starrer Lehrplan ein besseres Ergebnis.
E: 4, I: 4, B: 8, F: 7, A: 4; G: 27.
Platz: 6.

WIFI Wien, Währinger Gürtel 97, 1180 Wien.
Tel.: 47677 Mail: infocenter@wifiwien.at
Web: www.wifiwien.at
Eigentlich nichts falsch gemacht - vor allem Webpräsenz und Infobereitstellung waren überdurchschnittlich. Dennoch reichte es nur für die geteilte siebte und somit letzte Wahl. Ausschlaggebend wohl das statische Kursprogramm, trotz Einzelunterrichtsoption. Es fehlt das gewisse Etwas. Es klingt hier doch sehr nach Schule.
E: 6, I: 8, B: 5, F: 4, A: 3; G: 26.
Platz: 6. (DER STANDARD, ALBUM, 29./30.2003)

*) Jeder Artikel spiegelt die ganz persönlichen Erfahrungen der AutorInnen wider.