Am Freitag sollte Roman Polanski das Gefängnis verlassen können, da das Schweizer Justizministerium der Kaution zustimmte. Um die Hintergründe gibt es aber Spekulationen: Wenn es stimmt, was Mathilde Seignier am Donnerstag in der Zeitung Le Parisien erklärte, wäre es ein ziemlich starkes Stück. Und an sich gibt es keinen Grund, an der Aussage zu zweifeln. Die Schwester der Polanski-Gattin Emmanuelle Seignier, die in Frankreich für ihre direkte Sprache bekannt ist, antwortet unmissverständlich auf die Frage des Journalisten, ob Nicolas Sarkozy und dessen Gattin Carla Bruni dem Filmemacher ihre Unterstützung ausgedrückt hätten: "Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass Roman wegen des Präsidenten freigelassen wird. Aber er war super", fügt sie in Bezug auf Nicolas Sarkozy allein an. "Der Präsident war sehr effizient."

Diese Worte lassen den Schluss zu, dass der Staatschef auch bei der Freilassung auf Kaution eine Rolle gespielt hat. Die Franzosen wird das kaum erstaunen: Sarkozy hatte sich privat klar hinter Polanski gestellt. Seine Gattin Carla Bruni kennt die Familie Polanski-Seignier dank ihrer Beziehungen zum französischen Filmmilieu; schon im Fall der Ex-Rotbrigadisten Cesare Battisti und Marina Petrella, die vor der italienischen Justiz nach Frankreich geflüchtet waren, setzte sie sich dafür ein, dass Sarkozy die Auslieferung verweigerte.

Auch andere Vertreter der französischen Regierung hatten sich nach der Verhaftung Polanskis dezidiert hinter den Filmemacher gestellt. Kulturminister Frédéric Mitterrand sprach gar von einer "absolut fürchterlichen Affäre". (Stefan Brändle aus Paris/DER STANDARD, Printausgabe, 27. November 2009)