Sofia - Drei Mitglieder der seit rund drei Monaten amtierenden bulgarischen Mitte-rechts-Regierung unter Premier Bojko Borissov weisen Verbindungen zum früheren kommunistischen Geheimdienst auf. Das teilte die Kommission zur Sichtung der Geheimdienstakten am Mittwoch nach der obligatorischen Prüfung mit. Es sind dies der Minister für die Auslandsbulgaren, Boschidar Dimitrov, der stellvertretende Außenminister Krassimir Kostov und der stellvertretende Innenminister Pavlin Dimitrov.

Kostov war von 1989 bis 1991 unter dem Tarnnamen "Norris" als Geheimagent für die sogenannte erste Hauptabteilung (Ausland-spionage) tätig. Dimitrov gehörte dem Geheimdienst als regulärer Angestellter der Miliz an, die polizeiliche Funktionen innehatte.

Regierungschef Borissov erklärte, dass Dimitrov und Kostov reguläre Angestellte und Offiziere der Dienste gewesen seien und keine Spitzel. Dem Premier zufolge bestehe ein großer Unterschied zwischen Offizieren und Geheimagenten, was "seit Jahren bekannt" sei.

Der Historiker Boschidar Dimitrov hat seine Geheimdiensttätigkeit nie geleugnet. Sein Mitwirken bei der ersten und zweiten Hauptabteilung (Gegenspionage) des Geheimdienstes nannte er einen Dienst am Vaterland. Als seine Vergangenheit vor den Parlamentswahlen bekannt wurde, übernahm Borissov "volle Verantwortung und Garantie" für seine Nominierung erst zum Abgeordneten und dann zum Minister, was ihm Streit mit den Partnern im Mitte-rechts-Lager einbrachte. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 27.11.2009)